Mit einem Riesenaufgebot von mehr als 4000 Beamten haben Thailands Polizei und Armee die Tempelanlage einer umstrittenen buddhistischen Sekte durchsucht. Die Aktion richtete sich gegen den ehemaligen Abt, einen Mönch namens Phra Dhammachayo.
Gegen den 72-Jährigen liegt wegen Geldwäsche und illegaler Landnahme ein Haftbefehl vor. Er ist seit längerer Zeit aus der Öffentlichkeit verschwunden. Nach Polizeiangaben wurde er auch am Donnerstag nicht gefasst. Die Durchsuchung soll deshalb am Freitag fortgesetzt werden.
Der Tempel Wat Phra Dhammakaya – eine riesige Anlage von 400 Hektar – liegt etwa 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bangkok. Die heutigen Verantwortlichen des Tempels erklärten sich erst nach stundenlangen Verhandlungen mit der Durchsuchung einverstanden.
Zuvor hatten sie der Polizei mehrmals den Zutritt verweigert. Der futuristisch aussehende Tempel ist durch Massenzeremonien bekannt, zu denen Hunderttausende Menschen kommen.
Untergetaucht, unschuldig und zu krank
Tempel-Sprecher Phra Sanitwong Wutthiwangso sagte, er wisse nicht, ob sich der Abt in dem Tempel aufhalte. «Ich habe ihn seit neun Monaten nicht gesehen», sagte der Sprecher vor Journalisten ausserhalb der Anlage. Zuvor hatten Tempel-Mitarbeiter gesagt, der Abt sei unschuldig, aber zu krank, um sich von der Polizei vernehmen zu lassen.
Normalerweise halten sich die thailändischen Behörden aus religiösen Angelegenheiten heraus. Doch der auch als Sekte bezeichnete Dhammakaya-Orden geriet in den vergangenen Jahren verstärkt in die Kritik. Vertreter der buddhistischen Hauptströmung werfen dem Orden vor, Gläubigen mit dem Versprechen, ins Paradies zu kommen, Geld aus der Tasche zu ziehen. Der millionenschwere Orden hat in den vergangenen Jahrzehnten Ableger in aller Welt gegründet.
Ausserdem werden dem Orden Verbindungen zum früheren Regierungschef Thaksin Shinawatra nachgesagt. Dieser war 2006 durch einen Militärputsch gestürzt worden. Der Putsch vertiefte die politische Spaltung Thailands. 2014 wurde auch Thaksins Schwester Yingluck Shinawatra vom Militär gestürzt.