«The Butler» – Oscarpreisträger Whitaker empfiehlt sich

Seit «White House down» und «Olympus has fallen» kennen wir uns im Weissen Haus von Innen wie unsere Westentasche. Jetzt lernen wir auch die Westentasche des Butlers kennen. Seit «White House down» und «Olympus has fallen» kennen wir uns im Weissen Haus aus. Ebenso haben wir uns daran gewöhnt, dass dort geschossen wird. Jetzt belehrt […]

Forest Whitaker

Seit «White House down» und «Olympus has fallen» kennen wir uns im Weissen Haus von Innen wie unsere Westentasche. Jetzt lernen wir auch die Westentasche des Butlers kennen.

Seit «White House down» und «Olympus has fallen» kennen wir uns im Weissen Haus aus. Ebenso haben wir uns daran gewöhnt, dass dort geschossen wird. Jetzt belehrt uns «The Butler» – erneut aus dem Innern des Weissen Hauses – eines Besseren. Im Präsidentensitz haben noch ganz andere Geschichten ihren Widerhall.

Am Ausgangspunkt der in epischer Länge erzählten Geschichte ist Cecil Gaines noch ein Kind: Auf einer Baumwollplantage muss Cecil nicht nur mitansehen, wie sein Vater erschossen wird. Er muss auch verarbeiten warum:

Vom Sklavenepos zur Geschichte der Kleinbürgerfamilie

Der Sohn des Plantagenbesitzers hatte Cecils Mutter vom Feld in einen Schuppen gezerrt, und sie dort vergewaltigt. Als deren Mann, ein schwarzer Sklave, es wagte, den Sklavenhalter anzusprechen, nein, nicht anzusprechen, nur Luft zu holen, um ihn anzusprechen, kommt es zur Schlüsselszene zwischen Herr und Sklave: Ohne ein Wort streckt der Besitzer seinen Besitz nieder.

Diese Szene bleibt für Cecil eine lebenslange Hypothek. Als Zeitzeuge kriegt er, von Forest Whitaker grandios gespielt, mehrfach das Aufbegehren der Schwarzen im Land mit: Die Misissippi-Riots, der Aufstand nach dem Tod Martin Luther Kings, etc. Immer bleibt der Mann bescheiden, auch als Butler im Hause der Präsidenten, auch als Gatte einer alkoholabhängigen Frau (Oprah Winfrey).

Ein grosser historischer Bogen wird gespannt

Als Cecils Sohn sich der militanten «Black Panther»-Bewegung anschliesst, verbietet er ihm das Haus. Als Vater verlangt das ehemalige Sklaven-Kind  vom eigenen Sohn unerbittlichen Gehorsam. Langsam verlagert sich der Konflikt von Herr und Sklave in das Heim des schwarzen Dieners.

Erst ganz am Schluss wagt es der alte Mann, seinen Sohn wieder zu umarmen, und – mit ihm den Ort aufzusuchen, an dem ihm die schwere Bürde auf die Schulter gelegt wurde, Zeuge eines rassistischen Mordes zu werden: Die Zeit hat ihn überholt. Die Erinnerung an den Mord bleibt.

Oprah Winfrey und Forest Whitaker

Oprah Winfrey und Forest Whitaker

Viel Stoff – viel Wissen – viel Absicht

Auch wenn sich der Film eher träge durch achtzig Jahre amerikanische Apartheid schlängelt, gelingen dennoch immer wieder packende Bilder: Wenn etwa im Weissen Haus zum Staatsempfang von schwarzen Dienern die Stühle für die Gäste zurecht gerückt werden, werden unten auf der Strasse zeitgleich in einem Imbiss schwarze Gäste mit Gewalt von den Stühlen gezerrt, auf denen sie im weissen Sektor eines Cafés Platz genommen haben.

Durch die Beschränkung auf den Schauplatz Weisses Haus wirkt der Film historisch überladen und bemüht aufklärerisch. Dennoch macht ihn der Oscar-Preisträger Forest Witacker zu einem bestechenden Sittenbild: Withaker hat bereits als «Charlie Parker» und als «Idi Amin» im «Letzten König von Schottland» brilliert. Jetzt trägt er – souverän, und zunehmend als hochpräziser Charakterdarsteller – den ganzen Film zu einem versöhnlichen Schluss.    

Sie sind selten geworden, die Filme, die einem Schauspieler gewidmet sein könnten: «The Butler» ist so einer. Ein Oscarpreisträger empfiehlt sich für die nächsten Auszeichnungen.

Der Film läuft zur Zeit in den Pathé-Kinos

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