The Guy called Gyy – 7 Gründe, Morin zu vermissen

Als Regierungspräsident hat Guy Morin denkwürdige Momente erlebt. Und mit ihm das bestens unterhaltene Publikum. Sieben Gründe, weshalb Guy Morin fehlen wird. Als Regierungspräsident hat Guy Morin denkwürdige Momente erlebt. Und mit ihm das bestens unterhaltene Publikum. Sieben Gründe, weshalb Guy Morin fehlen wird. 1. Der Kaulquappenstreichler Die Einsicht aufzuhören muss am Biopool gereift sein, […]

Als Regierungspräsident hat Guy Morin denkwürdige Momente erlebt. Und mit ihm das bestens unterhaltene Publikum. Sieben Gründe, weshalb Guy Morin fehlen wird.

Als Regierungspräsident hat Guy Morin denkwürdige Momente erlebt. Und mit ihm das bestens unterhaltene Publikum. Sieben Gründe, weshalb Guy Morin fehlen wird.

1. Der Kaulquappenstreichler

Die Einsicht aufzuhören muss am Biopool gereift sein, den sich Guy Morin vor seinem Haus auf dem Bruderholz hat anlegen lassen. Morins Blick verlor sich an einem körnigen Januartag auf der Eiskruste, die Rohrkolben und Seerosen fest umschloss. Er dachte an das letzte über dem Aktenstudium verpasste Frühjahr und das kommende. An die Libellen, die er nicht über dem Wasser tanzen sah. An die Kaulquappen, die er nicht beim Aufwachsen begleiten durfte. Guy Morin, weltweit einziger Regent, der nicht nur einen Elektro-Flyer sein Eigen nennt, sondern auch einen Wasser und Seele reinigenden Biopool. 

2. Der Couragierte

Menschen- und Minderheitenrechte sind nicht verhandelbar, das wusste Guy Morin immer. Und auch, dass klare Worte und konsequentes Handeln angezeigt sind, sollten diese Rechte gefährdet sein – auch gegenüber unseren Partnern. Den Tatbeweis erbrachte Morin am sogenannten Mond-Fest, einer angeblich traditionellen Veranstaltung der chinesischen Botschaft auf dem Münsterplatz. Als tibetische Demonstranten mit Transparenten schweigend auf die nicht immer optimale Situation ihres Volkes hinweisen wollten, wurden selbige von chinesischen Sicherheitsleuten attackiert und zu Boden gerissen. Morin war stummer Zeuge des Vorfalls, sprach danach aber Klartext: Das Sicherheitspersonal habe eingegriffen, um die Sicherheit der Botschafterin zu gewährleisten. Nur knapp scheiterten die Tibetertreter später in der Endauswahl des Prix Schappo.

3. Der Witzerzähler

Humor muss mitbringen, wer Stapi sein will, dachte sich unser längst verblichener FF-Blog vor den letzten Wahlen und bat die Amtsanwärter um einen Witz. Morins Witz geht so:

Zwei Kiffer, nach einem gemeinsam konsumierten Joint. Sagt der eine zum anderen: «Du, ich bin so high.» Antwortet der andere: «Aber Felix Baumgartner war higher.» Erwidert der Erste: «Aber Baumgartners Geschwindigkeitsrekord hat nicht lange gewährt. Deutschland hat ihn geschlagen, noch nie hat eine Fussballmannschaft schneller ein 4:0 vergeben.»

Mindestens so bemerkenswert wie die Pointe ist die im FF-Blog festgehaltene Entstehungsgeschichte des Witzes: «Die Anfrage gelangt via Mediensprecherin Melanie Imhof an Morin. Dieser ruft später zurück, um seinen Witz zu erzählen. Die abgetippte Version des mündlich erzählten Witzes geht danach noch einmal mit Kopie an Imhof zum Gegenlesen an Morin. Zeitdauer von der Anfrage bis zum abgesegneten Witz: 2,5 Stunden.»

4. Der Weltpolitiker

Klimagipfel, ein Treffen mit Spaniens Königin Letizia, Trudi-Gerster-Trauerfeier – als Regierungspräsident war Guy Morin stets bemüht, Anliegen Basels in die Welt hinauszutragen und umgekehrt. Höhepunkt seiner internationalen Laufbahn war zweifelsohne, als Morin die OSZE-Minister in Basel willkommen heissen durfte und die Aufgabe in der gebotenen Eleganz bewältigte:

5. Der Krisenmanager

Die Basler Riot Police sortierte bereits die Reizgasgranaten nach Geschmack und Farbe, die linke Szene meldete sich vorsorglich vom Proseminar ab: Als die Eskalation um den Wagenplatz am Klybeckquai unabwendbar schien, entschärfte Morin mit einem Kompromiss den Konflikt. Der Wagenplatz durfte bleiben, musste aber die Hälfte seines Territoriums abgeben. Um wie viele Quadratmeter es genau ging, erklärte Guy Morin im Lokalfernsehen:

6. Der Staatsmann

Die Attentate von Paris lagen schon ein paar Tage zurück, Trauer und Entsetzen waren Kriegslust und dem Ruf nach Vergeltung gewichen, als Guy Morin die Notwendigkeit erkannte, ein Zeichen zu setzen. Für jeden Repräsentanten sind das die zentralen Momente. Da treffen sich Bürde und Würde des Amts, da schält sich die Statur eines Volksführers heraus. Morin bat zur Schweigeminute auf den Marktplatz, orientierte die Medien und vorsorglich die BVB, die ihre Trams zu einer Pause anhielten.

Morin trat aus dem Rathaus in Begleitung von Regierungssprecher Marco Greiner an die kerzenbesetzte Trauerstelle, vor ihm rund zwanzig Personen, darunter nicht wenige Passanten. Velofahrer kreuzten Morins Blick in die Menge, ein Strassenclown versuchte mit pfeifenden Geräuschen, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, die Trams fuhren weiter, und der Regierungspräsident stand da – und schwieg. Während Regierungssprecher Marco Greiner seinen Job verfluchte und die Menschen gegenüber dem Clown nach Vergeltung trachteten, verliess Morin, so still, wie er gekommen war, den Marktplatz wieder. Zufrieden, der Geschichte seinen Dienst erwiesen zu haben.

(Bild: GEORGIOS KEFALAS)

7. Der Genussmensch

Baschi Dürrs Karriere gründet bekanntlich auf dem öffentlichen Konsum lokalen Biers. Guy Morin wurde wegen ebendessen Verweigerung beinahe exkommuniziert. Ein Regierungsrat hat zu saufen, das ist hier genauso Gesetz wie bei Städtepartner Moskau, wo Wodka als Basis jedweder zwischenmenschlichen Interaktion taxiert wird. Morin verweigerte den Wodka und trank stattdessen Grüntee, enthüllte die BaZ. Diplomatische Verwerfungen waren die Folge, doch Morin widersprach energisch: Nie im Leben würde er Grüntee zu sich nehmen, er trinke Verveine-Tee!

Die Episode verfolgt ihn bis heute und ist doch ungerecht. Morin trinkt gerne einmal einen Tequila, versicherte er uns am Neujahrsempfang 2015. Er habe grad keine Zeit einzukehren, aber «versprochen, das machen wir». Machten wir nicht. Am Neujahrsempfang 2016 war es dann «Gin Tonic, doch den mag ich, das machen wir mal!» Es sei ihm von Herzen gegönnt, künftig zu seinem Verveine-Tee-Konsum offen stehen zu können. Cheers, Guy Morin!

_
«Wie die Bürgerlichen jetzt den vierten Sitz holen können»: Die Ausgangslage vor den Wahlen im Herbst.  

«Jetzt, wo wir uns an ihn gewöhnt haben, geht er»: Ein Porträt von Guy Morin zum Abschied. 

«Guy Morin bestätigt Rücktritt»: Lange wurde gerätselt, am Mittwoch liess Morin offiziell die Katze aus dem Sack.

 

Nächster Artikel