Mit seinem Stück über den norwegischen Massenmörder Breivik sorgt der Schweizer Milo Rau bereits vor der ersten Vorstellung für Aufregung. Das Deutsche Nationaltheater Weimar hat ihm die Aufführungsgenehmigung entzogen.
Das Haus wolle den Argumenten des norwegischen Massenmörders und Rechtsextremisten Anders Behring Breivik, der im Juli 2011 in Norwegen 77 Menschen tötete, kein Podium geben, sagte der Geschäftsführer des Theaters, Thomas Schmidt, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.
Die Inszenierung mit anschliessender Diskussion wurde von Rau nun vom e-werk des Theaters in ein privates Kino verlegt.
Die deutsch-türkische Schauspielerin Sascha O. Soydan wird dort nun auch für die Öffentlichkeit gesperrte Auszüge verlesen, mit denen Breivik im April vor Gericht in Oslo seine ungeheuerliche Tat zu rechtfertigen versucht hatte.
Rau und das von ihm gegründete International Institute of Political Murder (IIPM) wollen die Veranstaltung am 27. Oktober im Theaterdiscounter Berlin wiederholen.
Rau bald in Bern
Die Performance habe sich konzeptionell zu weit vom Ursprungsgedanken der Ko-Produktion zwischen Rau und dem Nationaltheater entfernt, begründete Schmidt die Weigerung des Theaters.
Ursprünglich sei ein Projekt mit der KZ-Gedenkstätte Buchenwald zu den sowjetischen Gulags geplant gewesen. Das hätte auch zum neuen Grossprojekt „Die Moskauer Prozesse“ von Rau gepasst. Danach sei Breivik von Rau ins Gespräch gebracht worden; aber nicht in einer dokumentarischen Gerichtsszene, sondern mit seiner Verteidigungsrede.
Rau betonte, als Theatermann halte er die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem mittlerweile im Internet verbreiteten Text für dringend geboten. Was Breivik sage, sei „Allgemeingut der neuen Rechten“.