René Gonzalez, der Direktor des Théâtre de Vidy, ist tot. Er starb am Mittwochabend nach langer Krankheit im Alter von 69 Jahren, wie das Theater mitteilte. Der französische Theatermann kam 1990 als Ko-Direktor von Matthias Langhoff nach Lausanne, im Jahr darauf übernahm er die Leitung.
Das Lausanner Präsidialamt würdigte Gonzalez in einer Mitteilung am Donnerstag als „einzigartige Persönlichkeit“, die mit ihrer Institution Lausanne zu einer „aussergewöhnlichen Ausstrahlung“ verholfen habe.
Gonzalez hatte sich 2008, mit 64 Jahren, einer Speiseröhrenkrebs-Operation unterziehen müssen. Er übernahm aber seinen Posten nach kurzer Rekonvaleszenz wieder.
„René Gonzalez wird uns fehlen. Die Zusammenarbeit mit ihm war sehr intensiv und leidenschaftlich, in den guten wie den schlechten Momenten“, sagte der Lausanner Kulturchef Fabien Ruf der Nachrichtenagentur sda.
Von der Bühne in die Administration
Der 1943 in Paris geborene René Gonzalez arbeitete zunächst als Schauspieler unter dem Pseudonym Philippe Laurent. Er gehörte zum festen Ensemble des Théâtre Gérard Philipe in Saint-Denis (TGP), bevor er in dessen Administration wechselte. 1976 bis 1985 leitete er das TGP. In dieser Zeit arbeitete er unter anderem mit Matthias Langhoff zusammen.
1985 bis 1988 war Gonzalez Intendant des MC93 in Bobigny, wo er mit Regiegrössen wie Robert Wilson zusammenwirkte. Danach war er der allererste Direktor der neuen Opéra Bastille, deren Eröffnung 1989 er vorbereitete. Danach berief ihn Langhoff ans Vidy.
Über 1000 Vorstellungen im Jahr
Als Direktor verschaffte er dem Vidy einen Ruf weit über die Landesgrenzen hinaus. Dafür engagierte er Starregisseure wie Peter Brook, Benno Besson, Luc Bondy und Heiner Goebbels. Das Programm erweiterte er laufend um Neues wie beispielsweise Flamenco, Figurentheater oder spartenübergreifende Projekte. Auch mit dem Neuen Zirkus machte er Lausanne bekannt.
In den letzten Saisons hat es auf den vier Bühnen des Theaters jeweils mehr als 500 Aufführungen von jeweils 35 bis 40 Stücken gegeben, 80’000 bis 100’000 Karten wurden verkauft. Weitere 600 bis 700 Vorstellungen von Vidy-Kreationen fanden als Gastspiele im Ausland statt.