Der frühere SPD-Politiker und Bundesbanker Thilo Sarrazin hat der deutschen Politik schwere Versäumnisse bei der Einführung des Euro vorgeworfen. Eine Währungsunion ohne politische Union habe niemals Bestand.
Dieser Anstrengung habe sich die Politik aber nicht unterzogen, sagte Sarrazin am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung seines umstrittenen Buches „Europa braucht den Euro nicht“. Deutschland sei stattdessen eine unklare Wette auf Kosten deutscher Interessen eingegangen.
Der Ökonome Stefan Homburg stützte etliche Aussagen Sarrazins und zog teils radikalere Schlüsse. „Ich sehe das Buch als Aufklärung“, sagte er bei der Präsentation. Das Buch sei sehr ausgewogen und fundiert. Es sei aber kein „Kochbuch“ für Euro-Retter. Keine der Thesen sei eine „steile These“, sagte der Experte für öffentliche Finanzen.
Zentrale These in Sarrazins Buch ist, dass der Euro bisher überwiegend Nachteile gebracht habe. Empörung hatte noch vor Erscheinen die These ausgelöst, die Deutschen seien als Busse für Weltkrieg und Holocaust bereit, auch ihr Geld in europäische Hände zu legen.
Griechenland soll Euro-Raum verlassen
Sarrazin fordert, dass Länder, die dauerhaft gegen den Stabilitätspakt verstossen, den Euro-Raum verlassen. Griechenland hält er für einen hoffnungslosen Fall.
Der langjährige Berliner Finanzsenator Sarrazin war in Deutschland in den vergangenen Jahren schon mehrfach mit polemischen Äusserungen und Publikationen angeeckt. In seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ kritisierte er 2010 die Einwanderungs- und Bildungspolitik in Deutschland.
Vor allem seine Thesen über die Erblichkeit von Intelligenz und die geringere Integrationsbereitschaft muslimischer Zuwanderer lösten heftige Kontoversen aus. Das Buch stiess in Presse und Fachwelt auf breite Ablehnung, wurde aber ein riesiger Verkaufserfolg.