2:0, dann 2:3 und schliesslich 4:3. Die 4300 Fans sehen ein aufwühlendes Super-League-Spiel zwischen Thun und Vaduz mit jubelnden Thunern am Schluss.
Wenn sich zwei in der Abstiegszone beschäftigte Mannschaften mit einer derart aussergewöhnlichen Torfolge duellieren, bedeutet dies ein Spektakel. Es muss den Teams aber nicht unbedingt ein gutes Zeugnis ausstellen. Thun konnte mit einer 2:0-Führung nach rund einer Viertelstunde nichts anfangen. Vaduz ging etwa 20 Minuten vor Schluss erstmals in Führung, verlor aber gleichwohl. Der 100. Match in der 2011 eröffneten Stockhorn-Arena war ein Zeugnis dafür, dass die Thuner wie die Vaduzer so wenig gefestigt sind, dass sie innerhalb eines Spiels leicht von ihrer Route abkommen.
Für den FC Thun und seinen Trainer Jeff Saibene stimmt in diesen Wochen wenigstens der Ertrag. Was den Kampf gegen den Abstieg betrifft, sind die Thuner mit ihrer Reserve von nunmehr fünf Punkten auf Schlusslicht Vaduz noch nicht aus dem Schneider. Aber sie dürfen den nächsten Wochen und Monaten mit Zuversicht entgegensehen. Von den fünf am meisten gefährdeten Mannschaften sind sie trotz der wackeligen Darbietung im Match gegen Vaduz jene mit der besten Tendenz, der besten Form und der besten Ausbeute (sieben Punkte in vier Spielen) seit der Winterpause.
Die Berner Oberländer waren bislang nicht die Spezialisten für frühe Tore. Derart früh skorten sie in dieser Saison einzig im ersten Meisterschaftspiel zuhause ausgerechnet gegen Vaduz. Damals traf Simone Rapp ebenfalls in der 2. Minute. Am Schluss mussten sie sich mit einem 1:1 begnügen. Diesmal hiess es nach zwei Minuten ebenfalls 1:0. Die Thuner hätten es in der Folge gegen die anfänglich desolat auftretenden Liechtensteiner in der Hand gehabt, erstmals in dieser Saison einen Match mit mehr als einem Tor Differenz zu gewinnen.
Aber wieder fanden sie keine Ruhe. Sie machten sich das Leben schwer, indem sie nach 29 Minuten beim ersten nennenswerten Vaduzer Angriff Mittelfeldspieler Maurice Brunner an der Ecke des Strafraums unbehelligt liessen. In der Manier von Arjen Robben zog Brunner nach innen und schlenzte den Ball mit dem linken Fuss in die rechte obere Ecke. Für Vaduz ein schönes, für Thun ein ärgerliches Tor.
Nach 72 Minuten lagen die Berner Oberländer durch einen vom Doppeltorschützen Dejan Janjatovic verwandelten Foulpenalty plötzlich sogar im Rückstand. Die Niederlage hätten sie allerdings nicht verdient. Sie waren bis dorthin insgesamt dominierend, und zudem war der Penalty für Vaduz fragwürdig oder zumindest äusserst streng. Dank dem unmotivierten Nachlassen der Gäste drehten die Thuner die Partie in den letzten 20 Minuten. Das schönste Tor des Abends, erzielt vom 20-jährigen Sandro Lauper mit einem Weitschuss, krönte dieses Spiel mit dem nicht alltäglichen Charakter.
Thun – Vaduz 4:3 (2:1)
4305 Zuschauer. – SR Schnyder. – Tore: 2. Fassnacht (Tosetti) 1:0. 16. Sorgic (Tosetti) 2:0. 29. Brunner (Stanko) 2:1. 54. Janjatovic (Schürpf) 2:2. 72. Janjatovic (Foulpenalty) 2:3. 72. Ferreira 3:3. 81. Lauper 4:3.
Thun: Faivre; Glarner, Schindelholz, Bürki, Facchinetti; Tosetti (65. Ferreira), Hediger (46. Geissmann), Lauper, Fassnacht; Rapp (77. Schirinzi), Sorgic.
Vaduz: Siegrist; Konrad, Grippo, Borgmann; Brunner, Muntwiler, Stanko, Schürpf (83. Turkes); Janjatovic (77. Kukuruzovic); Mathys (46. Zarate), Avdijaj.
Bemerkungen: Thun ohne Reinmann, Markovic und Bigler (alle verletzt). Hediger verletzt ausgeschieden. Vaduz ohne Costanzo (gesperrt), Pfründer, Kaufmann, Strohmaier, Felfel (alle verletzt), Burgmeier und Cecchini (beide nicht im Aufgebot). 86. Bürki schiesst Foulpenalty über das Tor. Verwarnungen: 85. Grippo (Foul), 88. Kukuruzovic (Foul).
Weiteres Spiel vom Samstag: Grasshoppers – Young Boys 2:3 (1:3).
Rangliste: 1. Basel 21/56 (59:18). 2. Young Boys 22/42 (51:33). 3. Sion 21/35 (44:36). 4. Luzern 21/34 (45:39). 5. St. Gallen 21/26 (25:31). 6. Thun 22/23 (29:40). 7. Lugano 21/22 (27:40). 8. Grasshoppers 22/22 (28:40). 9. Lausanne-Sport 21/19 (38:44). 10. Vaduz 22/18 (28:53).