Wenn am kommenden Freitag der chinesische Premierminister Li Keqiang nach Bern kommt, dürfen die Tibeter in der Schweiz nicht auf dem Bundesplatz demonstrieren. Die Stadt Bern verweist sie auf einen Platz etwa 250 Meter vom Bundesplatz entfernt.
Das Polizeiinspektorat der Stadt Bern gab am Freitag auf Anfrage bekannt, es habe der Tibetergemeinschaft in der Schweiz und Liechtenstein eine Kundgebung bewilligt. Weil der Bundesplatz aber bei Staatsempfängen für Kundgebungen nicht zur Verfügung stehe, müssten die Tibeter auf den unteren Waisenhausplatz ausweichen.
Gangshontsang Lobsang, der Präsident der Tibetergemeinschaft Schweiz und Liechtenstein, sagte auf Anfrage, er sei enttäuscht. Seine Organisation werde die Begründung der Stadt Bern analysieren, sobald sie schriftlich vorliege. Gangshontsang rechnet damit, dass maximal 500 Tibeter an der Kundgebung teilnehmen.
Die Tibeter wollen mit der Kundgebung China zur Einhaltung der Menschenrechte auffordern und für bessere Lebensbedingungen und Freiheit in Tibet demonstrieren, wie Gangshontsang am Donnerstag schon dem «Tages-Anzeiger» und dem «Bund» sagte.
Unvergessen ist in Bern, wie 1999 Tibeter und Sympathisanten auf Dächer am Rand des Bundesplatz stiegen und beispielsweise Spruchbänder mit der Aufschrift «Dialog» im Wind flattern liessen. Dies beim Besuch des damaligen chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin.
Der offizielle Empfang mit militärischen Ehren wurde deshalb abgesagt und Jiang äusserte mit deutlichen Worten Kritik an der Schweiz.