Tibetischer Exilpremier appelliert wegen Gewalt an das Ausland

Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei in der chinesischen Provinz Sichuan sind nach unterschiedlichen Angaben erneut bis zu fünf Tibeter getötet worden.

Stiller Protest: Tibetische Mönchs-Novizen im indischen Exil in Dharmsala (Bild: sda)

Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei in der chinesischen Provinz Sichuan sind nach unterschiedlichen Angaben erneut bis zu fünf Tibeter getötet worden.

Die örtlichen chinesischen Behörden sprachen laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch von einem Toten im Bezirk Seda. Die Organisation Free Tibet und der US-Sender Radio Free Asia hatten die Opferzahl hingegen am Dienstag mit bis zu fünf angegeben. Rund 40 seien verletzt und ähnlich viele festgenommen worden.

Die Polizei sei mit Gewalt gegen eine Menschenmenge vorgegangen, weil Beamte attackiert worden seien, berichtete Xinhua. Aus der Menge heraus sei zunächst auf die Polizei geschossen worden, wobei 14 Beamte verletzt worden seien. Demnach nahm die Polizei 13 Teilnehmer der Proteste fest.

Aufruf an Weltgemeinschaft

Die exiltibetische Regierung im indischen Dharamsala verurteilte die tödlichen Schüsse. Ministerpräsident Lobsang Sangay forderte die Weltgemeinschaft auf, in China zu intervenieren, „um weiteres Blutvergiessen zu verhindern“.

Es sei höchste Zeit einzuschreiten, sagte Premier Lobsang Sangay laut einer Mitteilung aus Indien. Die Weltgemeinschaft dürfe sich nicht passiv verhalten. Der aufstrebenden wirtschaftlichen und politischen Macht China dürfe nicht erlaubt werden, „sich derart unmoralisch und gewalttätig zu benehmen“, sagte Lobnsang Sangay.

Die Tibeter in der Region wehren sich seit langem gegen Unterdrückung durch die chinesischen Behörden. Die neuen Proteste begannen am Montag im nahen Bezirk Draggo, wo bis zu sechs Tibeter getötet und dutzende weitere verletzt worden sein sollen.

Nach den neuen Protesten wurde Anwohnerberichten zufolge praktisch der Ausnahmezustand über Seda verhängt. Geschäfte und Hotels hätten schliessen müssen, zitierte Radio Free Asia. Die Lage sei sehr angespannt.

Selbstverbrennungen

Den Protesten waren mindestens vier Selbstverbrennungen von Tibetern allein in diesem Monat vorausgegangen. In weniger als einem Jahr gab es in China damit insgesamt bereits 16 Fälle von Selbstverbrennungen aus Protest gegen die Tibet-Politik der chinesischen Regierung.

Die meisten Tibeter zündeten sich in Sichuan an, mindestens neun Menschen verloren dabei ihr Leben. China hat Tibet im Jahr 1951 besetzt und kontrolliert die autonome Region sowie die anliegenden Provinzen, in denen zahlreiche buddhistische Tibeter leben, mit harter Hand.

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