Im Auftrag des Bundesamts für Energie (BFE) hat die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) einen Bericht zur Sicherheit und zum Schutz des Grundwassers beim Bau und Betrieb von Atommüll-Endlagern präsentiert.
Grundwasser ist gemäss Nagra kein Grund auf Tiefenlager zu verzichten: Laut einem Bericht zu Handen des BFE könnten die Oberflächenanlagen von Atommüll-Endlagern auch in Grundwasserschutzzonen zu liegen kommen. In der Oberflächenanlage soll radioaktiver Müll angeliefert, umgepackt und in das Tiefenlager transportiert werden.
Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und die Eidgenössische Nuklearsicherheitsbehörde (ENSI) überprüften den Bericht. Er kommt zum Schluss, «dass eine Oberflächenanlage bei richtiger Auslegung so gebaut und betrieben werden kann, dass der Schutz von Mensch um Umwelt sichergestellt werden kann». Eine Oberflächenanlage stelle auch in einem Gewässerschutzbereich keine besondere Gefährdung für das Grundwasser dar und sei damit grundsätzlich bewilligungsfähig.
«Der Bericht ist kein formeller Sicherheitsbericht und geht nicht auf konkrete Standorte ein», sagte Michael Aebersold vom BFE am Montag vor den Medien in Bern. «Ein geologisches Tiefenlager existiert in der Schweiz erst auf dem Papier.»
Kritik von Umweltschützern
Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) bezeichnet den Nagra-Bericht als fragwürdig. Das Verfahren in der Atommülllagerung laufe nach wie vor verkehrt, teilte sie mit. «Anstatt zuerst zu definieren, in welchem Dorf das Lager unter die Erde soll, werden bereits heute in allen sechs Standortregionen Bauplätze für die oberirdischen Gebäude vorgeschlagen.»
Laut SES sollte die Nagra von unten nach oben vorgehen – also zuerst den sichersten Standort mit der besten Geologie festlegen, und erst dann an der Oberfläche den sichersten und bestmöglichen Zugang bestimmen. Verwunderlich sei auch, dass die von der Nagra vorgeschlagenen Standorte allesamt in einem Gewässerschutzbereich liegen, wo Bauen und Graben per se nur eingeschränkt erlaubt sei.
Langer Weg
Aebersold kommentierte die Ergebnisse des Berichts als «nicht überraschend». Im Ausland seien solche Oberflächenanlagen bereits in Betrieb. Trotzdem seien noch viele Fragen offen. Bis Ende 2016 würden die sechs vor bald zwei Jahren eruierten potenziellen Tiefenlagerstandorte vertieft untersucht. Ein allfälliges Atommülllager werde aber frühestens im Jahr 2050 in Betrieb gehen.