Angesichts des anhaltend niedrigen Öl-Preises nimmt die Bedeutung des Raffinerie-Geschäfts für Energiekonzerne zu. Das zeigen die am Donnerstag veröffentlichten Zahlen von Royal Dutch Shell und ExxonMobil.
Royal Dutch Shell gab für das erste Quartal zwar einen Gewinnrückgang um mehr als die Hälfte auf 3,2 Mrd. Dollar bekannt. Der niederländisch-britische Konzern übertraf damit jedoch dank eines besseren Geschäfts im Handels- und Raffinerie-Bereich die Expertenerwartungen von gut 2,5 Mrd. Dollar. Bereits am Dienstag hatten BP und Total dank ihrer Raffinerie-Sparten ihre Gewinnrückgänge abfedern können.
Den Konkurrenten Statoil traf dagegen ohne diesen Ausgleich die volle Wucht der niedrigen Preise: Die Norweger erlitten im selben Zeitraum einen unerwartet hohen Verlust von etwa 4,7 Mrd. Dollar.
Auch die Gewinne von ExxonMobil schmälerte der tiefe Ölpreis deutlich. Der US-Energiekonzern teilte mit, dass der Überschuss im ersten Quartal 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 46 Prozent auf 4,9 Mrd. Dollar geschrumpft sei. Der Umsatz sank um 36 Prozent auf 67,6 Mrd. Dollar.
Warnung vor Überreaktion
«Unsere Ergebnisse spiegeln die Stärke unseres integrierten Geschäfts vor dem Hintergrund niedrigerer Öl-Preise wider», erklärte Shell-Chef Ben van Beurden. Er warnte vor einer Überreaktion auf den jüngsten Preisrückgang. In den ersten vier Monaten dieses Jahres lag der Preis für ein Fass der Sorte Brent im Durchschnitt bei 55 Dollar und damit etwa halb so hoch wie im Vorjahr.
Shell arbeite hart daran, die Kosten im Zaum zu halten und die Gewinne vor weiteren Erosionen zu schützen, sagte van Beurden. Anfang April hatte Shell die Fusion mit dem britischen Gasförderer BG Group für 47 Milliarden britische Pfund angekündigt.
Dadurch werde ein stärkeres Unternehmen entstehen, sagte van Beurden. Zudem werde sich Shells Wachstum in den strategischen Feldern Tiefseeförderung und Flüssiggas beschleunigen.
Bei ExxonMobil schwächelte vor allem das Förder- und Produktionsgeschäft von Januar bis März stark. In den USA fiel sogar ein Verlust an. Insgesamt verdiente Exxon in der Sparte 63 Prozent weniger als im Vorjahr.
Deutliche Zuwächse im Raffinerie- und Chemie-Geschäft konnten diesen Rückgang etwas ausgleichen. Konzernchef Rex Tillerson betonte vor diesem Hintergrund Exxons «ausbalanciertes Portfolio» und sprach von «soliden» Ergebnissen.