Das Naturhistorische Museum Basel will seine in Alkohol konservierten Tierpräparate vor schleichender Zerstörung bewahren: Als erstes grosses Schweizer Museum hat es begonnen, die rund 10’000 Sammlungsobjekte in bessere Gläser umzufüllen. Die Kosten dürften sich in Millionenhöhe bewegen.
Chefpräparator Christoph Meier bestätigte einen Bericht in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift «Tierwelt». Die Qualität der Präparate in der Nasspräparatesammlung – Amphibien, Fische, Reptilien, Insekten und anderes – ist gefährdet. Denn die Gläser entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik.
Früher wurden die Tierpräparate einfach in Gläser gesteckt und diese mit Alkohol aufgefüllt. Schwachstelle dabei ist laut Meier der Verschluss: Ist er undicht, kann Flüssigkeit verdunsten, oder eindringende Luft kann zur Oxidation führen und kalkhaltige Materialien wie Knochen oder Fischschuppen angreifen.
Vor allem seit dem Zweiten Weltkrieg seien billige Verschlüsse verwendet worden. Aber auch bei älteren Glasdeckeln gebe es ein Problem: Denn bei Temperaturunterschieden kann sich das Luftpolster unter dem Deckel ausdehnen und diesen heben oder zu durchlässigen Stellen in der Dichtmasse führen, die zum Verschliessen verwendet worden war.
Neue Gläser, neuer Verschluss
Um die traditionellen Glasschliff-Stopfen (wie man sie auch von Laborgefässen kennt) oder einfache Flachglasdeckel über Jahrzehnte dicht verschliessen zu können, soll ein altes Verfahren wieder aufleben: Die Deckel werden beim Verschliessen erwärmt – beim Abkühlen entsteht dann im Glasinnern Unterdruck, was die Stopfen ans Glas drückt. Dazwischen kommt Schlifffett.
Ausserdem hat ein deutscher Hersteller auf Anregung der Museumsfachleute neue chemisch stabile Gläser aus Borosilikatglas entwickelt. Laut Christoph Meier hat dieses Material im Gegensatz zum bisher verwendeten Sodaglas die Qualität von Laborglas. Eingelegt werden die Präparate nach wie vor in 75-prozentigen Alkohol.
Die Umfüllaktion braucht jedoch Geld und Zeit. Allein die Anschaffungskosten für die Gläser dürften sich auf eine Million Franken belaufen, sagt Meier. Für die Arbeiten rechnet der Chefpräparator zudem mit einem Zeitraum von 15 bis 20 Jahren.
Vorreiter in der Schweiz
Das Naturhistorische Museum Basel zählt zu den ersten Museen, welche die Erneuerung ihrer Nasssammlung angehen. Es ist auch in einer europäischen Arbeitsgruppe aktiv. Vorreiter war namentlich das Naturkundemuseum Berlin, aber auch das Natural History Museum in London hat Anstrengungen unternommen.
In der Schweiz warten laut der «Tierwelt» andere Museen noch ab. Grund seien die hohen Kosten. Das Basler Museum hat bereits zwei Workshops zum Thema durchgeführt, wie Meier sagte. An einem davon nahmen zwölf Interessierte aus der Schweiz teil.