Die erste grosse Abstimmung bei der Artenschutzkonferenz in Bangkok ist für die Tierschützer verloren gegangen: Eisbären dürfen weiter kommerziell gejagt werden. Auch die Schweiz stimmte gegen einen erhöhten Schutz der vom Aussterben bedrohten Tierart.
„Heute ist ein schwarzer Tag für den Artenschutz“, sagte Sandra Altherr von Pro Wildlife. Es gibt noch insgesamt 25’000 Tiere in fünf Ländern, doch könnten zwei Drittel durch Eisschmelze und Verlust des Lebensraums in den nächsten 40 Jahren verschwinden. Nur Kanada lässt noch kommerziell jagen. Die Felle von etwa 400 Tieren landen pro Jahr auf dem internationalen Markt.
Auf der Konferenz in Thailands Hauptstadt erreichte ein Antrag für einen besseren Schutz der Eisbären der USA mit russischer Unterstützung am Donnerstag knapp nicht die nötige Mehrheit. Die EU stand dabei am Pranger, weil sie sich der Stimme enthielt. Dänemark, das die Interessen Grönlands vertrat, blockierte ein Ja der EU-Länder. Die Union brachte einen stark abgeschwächten Gegenvorschlag ein, der ebenfalls scheiterte.
Schweiz will Rechte der Inuits schützen
Die Schweiz stimmte gegen den US-Vorschlag, wie das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) auf Anfrage mitteilte. Es begründete den Entscheid damit, dass der Eisbär in den Ländern, in denen er lebt, bereits geschützt sei und die Schussquoten nachhaltig gesetzt seien.
Die Tiere dürften nur von den Inuit in Kanada und Grönland gejagt werden. Eine Aufnahme in die Liste der Tierarten, deren kommerzielle Jagd verboten sei, würde die „nachhaltige Nutzung“ der Eisbären durch die Inuit verbieten und das „effektive Problem des Eisbären, den Klimawandel, nicht lösen“, wie es in einem Communiqué hiess, das das BVET vor Beginn der Konferenz der Unterzeichner des Artenschutzabkommens (CITES) veröffentlicht hatte.
Umweltorganisationen betonen denn auch, dass die grösste Bedrohung der Klimawandel sei und ein Handelsverbot wenig für die Tiere tun könne. „Gegner des Eisbären-Antrags argumentieren, dass sie die USA für ihre Klimaschutz-Politik abstrafen wollten“, sagte Altherr. Sie prangert an, „dass Differenzen beim Klimaschutz auf dem Rücken der Eisbären ausgetragen wurden“.
Jährlich etwa 110 Tiger getötet
Dass ein weltweites Handelsverbot keine Garantie für Tierschutz ist, zeigte auch eine Tiger-Studie der Organisation Traffic und der Umweltstiftung WWF. Demnach blüht das illegale Geschäft mit Tiger-Produkten, jedes Jahr töten Wilderer nach neuen Schätzungen 110 Tiger.
Seit dem Jahr 2000 seien in Asien 654 Tigerteile beschlagnahmt worden. Darunter waren Knochen, Zähne, Felle und Krallen, wie es in dem Bericht heisst. Was Zöllner und Polizei finden, dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Im Bericht wird geschätzt, dass Wilderer in der Zeit 1425 Tiger abschossen haben.
Trophäen und Medizin
Die Nachfrage kommt vor allem aus Asien: Felle und Köpfe sind bei Teilen der wohlhabenden Bevölkerungsschicht als Trophäen beliebt. Weil der Tiger ein mächtiges Tier ist, gelten Tigerknochen, Augen und Zähne als Wundermittel der Medizin. Sie sollen von Schlaflosigkeit bis Malaria helfen – auch wenn es dafür keinerlei wissenschaftlichen Anhaltspunkte gibt.
Vor 100 Jahren gab es in ganz Asien Tiger. Heute gibt es die Tiere nur noch in 13 Ländern, von Indien bis Vietnam. In freier Wildbahn leben nach Schätzungen nur noch 3200 Tiere.
„Wenn mehr Daten systematisch erhoben und unter den Ländern ausgetauscht würden, könnte man im Kampf gegen die Schmuggelsyndikate, die hinter der Tigerwilderei stecken, vorankommen“, meint Natalia Pervushina, eine der Autorinnen des Berichts.