Die jungen Tiger im Zoo Zürich toben durchs Wasser und spielen ausgelassen mit grossen, grünen Bällen. Mit dabei ist auch Vater Coto. Doch bald kommen die drei eineinhalbjährigen Jungen in die Pubertät und dann ist es bei den Grosskatzen vorbei mit dem friedlichen Familienleben.
Die Ablösung von der Mutter beginnt, der Vater wird zum Konkurrenten. In der Natur ist klar, dass alle Jungtiere mit dem Erwachsenwerden die Familie verlassen und sich ein neues Territorium suchen. Und auch im Zoo heisst es dann Abschied nehmen. Die Jungtiere werden in anderen Zoos untergebracht.
Auch die vier Indischen Löwen, die 2010 in Zürich geboren wurden, werden langsam erwachsen. Die Weibchen sind bereits so gross wie ihre Mutter und bei Männchen Kuvam wächst schon die typische Mähne. Demnächst wird entschieden, wohin der junge Löwe kommt, wie Zoodirektor Alex Rübel am Mittwoch sagte.
Erwachsenwerden ist gefährlich
In der Natur werden bei den Löwen zunächst nur die Männchen aus der Gruppe vertrieben. Sie müssen sich ein neues Rudel suchen, während die Weibchen bleiben können, sofern es genug Futter gibt. Die Kämpfe, die Löwen beim Weg in eine neue Gruppe bestreiten, sind äusserst heftig. Immer wieder kommt es dabei zu schweren oder sogar tödlichen Verletzungen.
Tiger dagegen sind Einzelgänger, ihre Auseinandersetzungen auf der Suche nach einem neuen Territorium verlaufen friedlicher. Meist reicht ein kurzes Fauchen beim Aufeinandertreffen, um das Kräfteverhältnis zu klären. Trotzdem ist sowohl für Tiger als auch für Löwen das Erwachsenwerden in der freien Wildbahn die gefährlichste Lebensphase nach der Geburt.
Naturschutz mit dem Bulldozer
Während das Verbreitungsgebiet der Tiger vor 40 oder 50 Jahren noch bis zur östlichen Türkei reichte, und es Ende des 19. Jahrhunderts noch rund 100’000 Tiere gab, haben sie heute rund 93 Prozent ihres Verbreitungsgebiets eingebüsst. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass heute noch 3000 bis 5000 Tiger leben.
Hauptziel des Zoo Zürich ist der Schutz der Tiere in freier Wildbahn. Daher unterstützt der Zoo das Biosphärenreservat Kedrovaya Pad, den letzten Lebensraums der Amurtiger und Amurleoparden im Grenzgebiet zwischen Russland und China.