Novum in Wimbledon: Ein Schweizer Quartett erreicht die zweite Woche. Für die Sensation sorgte Timea Bacsinszky, die Deutschlands Turnierhoffnung in zwei Sätzen bodigte. Bacsinszky (25) entwickelt sich allmählich zur Rasen-Meisterin.
Roger Federer erledigte mit unspektakulärer Souveränität erfolgreich seine Centre-Court-Arbeit. Doch den Coup des Tages auf den grünen Tennisfeldern Wimbledons landete aus Schweizer Sicht Timea Bacsinszky, die French-Open-Halbfinalistin, die sich allmählich an der Church Road zur Rasen-Meisterin entwickelt: «Ich bin sehr stolz, total glücklich. Das ist mein bester Wimbledon-Tag bisher», sagte die 25-Jährige, die Deutschlands grosse Turnierhoffnung Sabine Lisicki mit einem blitzsauberen 6:3, 6:2-Sieg aus allen Pokalträumen riss. Lisicki hatte bei ihren letzten fünf Wimbledon-Teilnahmen mindestens das Viertelfinale erreicht, war aber gegen Bacsinszky komplett überfordert und letztlich ohne den Hauch einer Chance.
Das gabs noch nie: Vier Schweizer/innen in den Achtelfinals
Federer hatte zuvor den Aufschlagweltrekordler Sam Groth (Australien) mit einem 6:4, 6:4, 6:7 (5:7), 6:2-Sieg neutralisiert und sich damit das Achtelfinalticket gegen den Spanier Roberto Bautista-Agut gesichert. Federers verwandelter Matchball gegen den Mann aus Down Under bedeutete schliesslich auch ein Novum – mit vier Schweizer Spielerinnen und Spielern im Achtelfinale, am sogenannten Manic Monday. Schon am Freitag waren Stan Wawrinka und Teenagerin Belinda Bencic in die Runde der letzten 16 eingezogen.
Der siebenmalige Champion Federer blieb im Turnierverlauf noch ohne Aufschlagverlust, auch nicht gegen Groth, gegen den er sich nur einen schwachen Moment leistete, mit einem Doppelfehler zum 3:4 im Tiebreak des dritten Satzes. «Das war eine richtig gute Woche für mich», sagte Federer, «ich habe mir auch noch genügend Kraft für die entscheidende Phase aufgehoben.» Federer hatte sich mit dem Turniersieg in Halle einmal mehr den entscheidenden und ausreichenden Rückenwind für seinen Auftritt in Wimbledon verschafft, jedenfalls demonstriert er 2015 aufs Neue seine Klasse beim intuitiven, reflexartigen Spiel auf den Grüns im All England Club.
Bacsinszky wird unerwartet zur Favoritin
Noch vor zwei Jahren war Lisicki die Sensation des Jahres gewesen mit ihrem Endspieleinzug, nun schien auf einmal für die formstarke Bacsinszky vieles möglich beim traditionellen Saisonhöhepunkt. «Sie spielt sehr ruhig, sehr beherrscht, sehr planvoll. Hat die Lage eigentlich immer im Griff», sagte Bacsinszky-Coach Dimitri Zavialoff am Samstag. Am sogenannten Manic Monday, dem Achtelfinaltag bei Herren und Damen, trifft die Romande jetzt auf die Rumänin Monica Niculescu. Vier der fünf bisherigen Partien hat Niculescu gewonnen, aber im Hier und Jetzt von Wimbledon 2015 muss Bacsinszky als klare Favoritin gelten. «Ich finde bisher gegen jede Gegnerin hier eine Lösung, das wird hoffentlich auch gegen Monica so sein», sagte Bacsinszky.