Die Schweizer Tennis-Equipe in Rio wurde zuletzt kleiner und kleiner. Die Ansprüche blieben aber hoch. «Ich rede nicht gern über Zielsetzungen», so Timea Bacsinszky. «Aber ich träume von Medaillen.»
Für die 27-jährige Bacsinszky, die nach Peking vor acht Jahren in Rio zum zweiten Mal an Olympischen Spielen teilnimmt, beginnen die Spiele mit einem stressigen Tag. Am Samstagmittag Ortszeit bestreitet sie das Erstrundenspiel im Einzel; drei Stunden nach Beendigung der Partie geht es bereits mit dem Doppel an der Seite von Martina Hingis weiter.
Bacsinszky geht das olympische Abenteuer locker an: «Vor acht Jahren in Peking konnte ich Olympia nicht geniessen. Ich sass nur im Zimmer herum, konzentrierte mich auf meine Einsätze und sprach mit niemandem. Diesmal ist das anders. Ich geniesse die Atmosphäre im Dorf. Wir Tennisspieler haben nicht oft die Gelegenheit, mit den anderen Schweizer Spitzensportlern an einem Tisch zu sitzen. Ich hoffe, dass mir die Lockerheit auch auf dem Platz helfen wird.»
Als Nummer 15 der Weltrangliste gehört Timea Bacsinszky (27) im Feld der Frauen mit acht Top-10-Spielerinnen nicht zum engsten Favoritenkreis. Bacsinszky: «Aber ich träume von den Medaillen. Ich sage bewusst Traum und setze mir das natürlich auch zum Ziel. Ich will ans Limit gehen. Ich suche meine Limiten immer noch, ich weiss nicht, wo meine Grenzen liegen.»
Hingis 20 Jahre danach
Martina Hingis wird alles daransetzen, dass für Timea Bacsinszky zumindest im Doppel der Medaillentraum Realität wird. Hingis traf am Donnerstagnachmittag relativ spät in Brasilien ein. Sie bestritt diese Woche noch in den USA die Team-Tennis-Meisterschaft. Auch Hingis nimmt zum zweiten Mal an Olympischen Spielen teil – 20 Jahre nach dem Debüt als 15-Jährige in Atlanta. «Seither ist viel passiert», so Hingis, «und der Tennissport hat sich enorm verändert.» Aber eines ist immer noch gleich: «Ich habe noch nie einen Tennisplatz nicht mit der Absicht betreten, die Partie gewinnen zu wollen.»
Die Spiele von Rio geniessen für Hingis seit zwei Jahren oberste Priorität – seit sie sich entschied, auch wieder Fed Cup zu spielen. «Natürlich hätte ich liebend gern mit Roger (Federer) das Mixed bestritten. Er fragte mich vor Jahren für London an. Diesmal war es umgekehrt und ich habe gefragt. Aber beide Male klappte es leider nicht. Ich denke, wir hätten eine gute Chance auf eine Medaille gehabt.»
Dass ihre Doppelpartner gleich reihenweise ausfielen (Federer, Bencic, Wawrinka), machte Hingis nichts aus. «In Wimbledon haben wir im Team noch Witze darüber gerissen», so Hingis. «Ich genoss es, in beiden Disziplinen über vorzügliche Ersatzpartner zu verfügen. Aber ich hätte nie gedacht, dass aus diesen Witzen Realität wird.»
Das Mixed fällt für Hingis aus; im Doppel heisst die Partnerin gezwungenermassen Timea Bacsinszky, mit der sie noch nie zusammenspielte. Hingis: «Aber es kann klappen. Wir trainierten am Donnerstag erstmals zusammen. Wir haben uns auf eine Strategie geeinigt. Und wir sehen, dass wir Erfolg haben können.» Hingis kennt das Frauen-Doppel wie niemand anders, sie weiss auch, dass schon in der Startrunde starke Gegnerinnen warten. Hingis: «Ich glaube daran, dass wir eine Medaille holen können. Aber die Tagesform wird entscheiden. Die Australierinnen verfügen auch über ein starkes Team. Schon in der Startrunde wartet eine hohe Hürde.»