Die Lebensmittel-Abgabestellen von „Tischlein deck dich“ erfreuen sich – leider – einer steigenden Nachfrage. Im laufenden Jahr will die Non-Profit-Organisation weitere Filialen eröffnen, um möglichst viele Bedürftige mit kostenlosen Lebensmitteln versorgen zu können.
Geplant sind für 2012 mindestens 10 neue Abgabestellen. Im ersten Quartal werden „Tischlein deck dich“-Filialen in Laufen BL, Lenzburg AG, Frutigen BE und Einsiedeln SZ eröffnet. Danach folgen Standorte in der französischen Schweiz, etwa in Moutier BE, und im Tessin, wie Sprecherin Caroline Schneider auf Anfrage der sda erklärte.
In den meisten Fällen sind es die Gemeinden selber, die sich bei der Organisation melden und um Eröffnung einer Abgabestelle ersuchen. Zum jetzigen Zeitpunkt existieren 85 Filialen, an denen 1600 freiwillige Mitarbeitende letztes Jahr rund 2000 Tonnen Lebensmittel an Bedürftige verschenkten.
Die Waren stammen von Lebensmittelproduzenten und Grossverteilern, welche die Produkte sonst wegwerfen würden, weil sie entweder leicht beschädigt, falsch bestellt oder falsch etikettiert wurden, oder weil das Datum in Kürze abläuft.
Genügend Lebensmittelspender zu finden, sei in letzter Zeit etwas einfacher geworden, sagte Schneider. Geholfen habe vor allem die öffentliche Diskussion um Überfluss und das umstrittene Wegwerfen von Lebensmitteln. „Früher war das Verschenken ihrer Produkte für viele Unternehmen ein grosses Tabu.“
Heute melden sich die Unternehmen von selber bei „Tischlein deck dich“ – nicht zuletzt, weil sie mit der guten Tat auch gleich die Entsorgungskosten sparen können.
12’500 Kunden im letzten Jahr
Entsprechend der steigenden Zahl der Filialen hat in den letzten Jahren auch die Zahl der „Tischlein deck dich“-Kunden stark zugenommen. Bezogen im Jahr 2007 noch rund 8800 Personen über diese Abgabestellen einmal pro Woche Lebensmittel, waren es im letzten Jahr bereits 12’500, also rund 50 Prozent mehr.
Um sich in die Schlange stellen zu können, benötigen die Bedürftigen eine Bezugskarte, die ihnen meist vom zuständigen Sozialamt ausgestellt wird. Ein Grossteil der Bezüger lebt von der Sozialhilfe und damit am Existenzminimum.
Es gebe aber auch eine steigende Zahl von Working Poor, also Arbeitstätigen, bei denen das Geld nicht reiche, sagte Schneider weiter. Weil diese nichts mit den Sozialämtern zu tun hätten, würden die Karten zunehmend auch über Schuldenberatungsstellen oder Mütter- und Vätertreffs abgegeben.