In Grossbritannien, den USA und auf hoher See haben am Samstag die Vorbereitungen zum Finale des Gedenkens an den Untergang der „Titanic“ vor hundert Jahren begonnen. Der Luxusliner war am 14. April 1912 auf der Fahrt vom britischen Southampton nach New York mit einem Eisberg kollidiert und gesunken. Mehr als 1500 Menschen starben.
Der Untergang des damals grössten und modernsten Passagierschiffs der Welt auf seiner Jungfernfahrt wurde über die Jahrzehnte zum Mythos.
Am historischen Abfahrtsort Southampton versammelten sich am Samstag erneut viele Menschen, um der Opfer zu gedenken und an den Meilenstein der Schifffahrtsgeschichte zu erinnern. Auch im nordirischen Belfast, wo die „Titanic“ gebaut wurde und vom Stapel lief, erreichten die Gedenkfeiern ihren Höhepunkt.
Requiem an die Opfer
Bereits am Freitagabend waren 16’000 Menschen an einem Gedenkkonzert dabei. Am Samstag sollte ein Requiem an die Opfer erinnern. Mehr als 26’000 Interessenten rissen sich im Vorfeld um die 1000 Eintrittskarten. Auch Auftritte der Musiker Brian Ferry und Joss Stone wurden erwartet. In den USA sollte es ebenfalls Gedenkveranstaltungen geben.
Das am 8. April in Southampton zu einer Erinnerungsfahrt aufgebrochene Kreuzfahrtschiff „Balmoral“ mit mehr als 1300 Passagieren an Bord sollte im Laufe des Samstags exakt an der Stelle im Nordatlantik vor Neufundland ankommen, wo die „Titanic“ einst sank. Zur Stunde des Untergangs am späten Samstagabend (Ortszeit) sollte ein Gedenkgottesdienst gefeiert werden.
Schon am Freitagabend nahmen die Passagiere – viele in Kostüme aus der Zeit des Untergangs gekleidet – das „letzte Dinner“ ein.
Geschäft mit „Titanic“-Kult
Mit Erinnerungsstücken ist ein florierendes Geschäft um den „Titanic“-Kult entstanden. In Grossbritannien und den USA brachten Auktionen etwa mit Originalbriefen der Passagiere und von Crewmitgliedern Millionen ein. Allein die letzte Mittagsspeisekarte aus dem „Titanic“-Restaurant brachte bei einer Versteigerung in England 76’000 Pfund (rund 110’000 Franken) ein.
Der Entdecker des Wracks der „Titanic“, Robert Ballard, brachte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa seinen Ärger über Schatzjäger zum Ausdruck. „Man geht nicht mit einer Schaufel auf den Friedhof!“, sagte der amerikanische Ozeanograph.
„Die „Titanic“ und so viele andere untergegangene Schiffe sind Massengräber. Warum respektieren wir das nicht? Jedes U-Boot, das da Gegenstände einsammelt, um sie dann zu verkaufen, entweiht den Platz und nimmt den Toten ihre Würde“, sagte Ballard.