Das zuletzt gross auftrumpfende Dortmund wird heute von Real Madrid getestet. Dieses steckt vor dem 2. Spieltag der Champions-League-Gruppenphase auch wegen eines grossen Egos in einer kleinen Krise.
In den letzten zwei Wochen ist die Angriffsmaschinerie von Borussia Dortmund richtig in Fahrt gekommen: 6:0 bei Legia Warschau, 6:0 gegen Darmstadt, 5:1 bei Wolfsburg und 3:1 am letzten Freitag gegen den SC Freiburg. Das macht in weniger als zwei Wochen eine Ausbeute von 12 Punkten bei einem Torverhältnis von 20:2.
Trainer Thomas Tuchel hofft, dass sein Team auch im Duell mit den Stars von Real Madrid unbeschwert und mutig auftritt. Den grossen Test mussten die Dortmunder bislang in dieser Saison noch nicht bestehen. Die einzige Niederlage kassierten sie beim RB Leipzig (0:1). Zum Ende der Woche, nach den Spielen gegen Real Madrid und Leverkusen, wird klarer sein, was der jungen BVB-Mannschaft in diesem Fussballjahr zuzutrauen ist.
Für einige Spieler im Dortmunder Kader wird der Auftritt gegen Titelverteidiger Real Madrid erst der zweite in der Champions League nach jenem in Warschau, der rasch zum Selbstläufer wurde. Raphaël Guerreiro, Ousmane Dembélé, Christian Pulisic, Julian Weigl und auch der Berner Keeper Roman Bürki, alles Leistungsträger in der Anfangsphase der neuen Saison, bestreiten am Dienstagabend den ersten Champions-League-Match vor eigenem Anhang.
Zwei Remis‘ und Ronaldos Ärger
Cristiano Ronaldo reiste derweil am Montag schon zum vierten Mal für Real Madrid nach Dortmund. Mit seinen 97 Toren hat er in der Champions League mehr als doppelt so oft getroffen wie alle Dortmunder Spieler zusammen. Auch in Dortmund war der Portugiese schon viermal erfolgreich, gewinnen konnte er beim achtfachen deutschen Meister indes nie. Immerhin reichte das 0:2 vor zwei Jahren für den Vorstoss in den Halbfinal. Insgesamt spielte Real Madrid sechsmal in Dortmund und erreichte bloss zweimal ein Unentschieden. Nicht wesentlich besser sieht die Bilanz der Madrider allgemein auswärts gegen deutsche Klubs aus: 4 Siege und 6 Remis in 29 Partien.
Auch die bislang letzte Niederlage kassierte Real Madrid in Deutschland. Anfang April ging das Viertelfinal-Hinspiel in Wolfsburg 0:2 verloren. Seither gewann die Mannschaft von Zinédine Zidane 16 von 19 Partien. Trotz dieser beeindruckenden Serie und der aktuellen Leaderposition in der Primera Division herrscht bereits etwas Unruhe im schwierigen Umfeld des spanischen Rekordchampions. Zuletzt gab es in der Meisterschaft nur zwei Remis‘.
Umfassender noch als die zwei vergebenen Punkte am Samstag in Las Palmas wurde anschliessend die Verärgerung von Cristiano Ronaldo analysiert. Der nach der EM wochenlang verletzte Portugiese wurde in der 72. Minute ausgewechselt und quittierte den Entscheid von Zidane mit einer langen Schimpftirade. Die Fans goutierten den Ausbruch des dreifachen Weltfussballers nicht, wie eine Umfrage zeigte. Und auch die Zeitungen schlugen sich auf Zidanes Seite. «El Pais» meinte sogar: «Ronaldo ist nicht mehr unantastbar.»