Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat in einer am Sonntagabend im Internet verbreiteten Radiosendung den Tod einer von zwei japanischen Geiseln bestätigt. «Die japanische Geisel wurde nach Ablauf einer an Japan gerichteten Frist gerichtet», sagte ein Sprecher des IS-eigenen Radiosenders Al-Bajan in der Aufnahme.
Bei der Geisel soll es sich um den 42-jährigen Haruna Yukawa handeln. Eine zweite Geisel, Kenji Goto, sei noch in der Gewalt des IS. Japans Regierungschef Shinzo Abe bezeichnete die Ermordung Yukawas am Sonntag als «abscheulicher und unverzeihlicher Terrorakt».
Abe forderte die Geiselnehmer auf, die zweite japanische Geisel umgehend freizulassen. US-Präsident Barack Obama verurteilte in einem Telefonat mit Abe den «brutalen Mord» an Yukawa. Der britische Premierminister David Cameron zeigte sich entsetzt über die «mörderische Grausamkeit» der IS-Miliz, Frankreichs Präsident François Hollande nannte den Mord «barbarisch».
In der Audiobotschaft nahm die Terrormiliz auch Bezug auf ein bereits am Samstag veröffentlichtes Video. Darin soll der 47-jährige Kenji Goto die japanische Regierung um seine Freilassung bitten und neue Bedingungen stellen.
Die IS-Miliz hatte am Dienstag ein erstes Video veröffentlicht, das die beiden Geiseln und einen Extremisten zeigte. Die Japaner sind kniend in der Wüste zu sehen, während ein mit britischem Akzent sprechender Mann droht, sie zu töten, sollte Tokio nicht binnen 72 Stunden 200 Millionen Dollar Lösegeld zahlen. Tokio lehnte die Zahlung von Lösegeld ab, das Ultimatum lief am Freitag ab.
Freilassung von Islamistin gefordert
Am Samstag erschien dann das zweite Video. Darauf ist offenbar Gotos Stimme zu hören. Er sagt, die Geiselnehmer wollten nun kein Geld mehr, sondern sie verlangten die Freilassung der Irakerin Sadschida al-Rischawi, die in Jordanien im Gefängnis sitzt. «Es ist einfach, Ihr gebt ihnen Sadschida, und ich werde freigelassen.»
Das Video wurde nicht über die offiziellen IS-Kanäle veröffentlicht, es zeigt auch nicht wie sonst die schwarz-weisse Flagge der Dschihadisten. Abe sagte am Sonntag, die Echtheit des Video sei intensiv geprüft worden. «Leider müssen wir im Moment sagen, dass die Glaubwürdigkeit hoch ist.» Er fühle mit der Familie Yukawas.
Yukawas Vater Shoichi sagte, er habe sich «völlig leer» gefühlt, als er vom Tod seines Sohns erfahren habe. Der 74-Jährige entschuldigte sich zudem mehrfach bei Goto, der nach Syrien gereist sein soll, um Yukawa zu befreien. Es sei für ihn «sehr schmerzhaft», dass Goto für seinen Sohn sein Leben riskiere. Gotos Mutter Junko Ishido sagte, sie habe nicht mehr viel Hoffnung, dass ihr Sohn überleben werde.
Erstmals Japan im Visier
Der 42-jährige Yukawa war den Extremisten im August in Syrien in die Hände gefallen. In einem Video gab er damals an, er sei Fotograf, Journalist, ein «halber Arzt» und trotz des Besitzes einer Waffe «kein Soldat».
Der 47-jährige Goto gründete im Jahr 1996 eine Videoproduktionsfirma. Der Kontakt zu dem freien Journalisten brach Ende Oktober ab, als er nach Aufnahmen in Syrien nach Japan zurückkehren wollte.
Es ist das erste Mal, dass Japan ins Visier des IS geriet. Zuvor hatten die IS-Kämpfer bereits fünf westliche Geiseln getötet und dies in Videos gezeigt.
Japan beteiligt sich nicht an der US-geführten Militärkoalition gegen die Dschihadisten, die weite Teile des Iraks und Syriens beherrschen. Die Regierung in Tokio hatte angekündigt, von den Dschihadisten bedrohte Länder mit 200 Millionen Dollar zu unterstützen. Die Mittel sollen laut Ministerpräsident Abe für die Flüchtlingshilfe verwendet werden.