In der Slowakei sind die Gerichtsakten zum Todesurteil von 1948 gegen den mutmasslichen Nazi-Kriegsverbrecher Laszlo Csatary wieder aufgetaucht. Die Unterlagen zum Prozess in der damaligen Tschechoslowakei seien in den Archiven eines historischen Instituts in der Hauptstadt Bratislava aufbewahrt worden.
Dies sagte der slowakische Historiker Zoltan Balassa am Freitag der ungarischen Nachrichtenagentur MTI. Aus den Akten gehe hervor, dass Csatary am 8. Juni 1948 vom „Volksgericht“ in Kosice zum Tode verurteilt wurde.
Csatary war während des Zweiten Weltkriegs Chef der Polizei im jüdischen Ghetto von Kosice, das damals zur Tschechoslowakei gehörte und heute in der Slowakei liegt. Ihm wird vorgeworfen, in den Jahren 1941 bis 1944 dabei geholfen zu haben, 15’700 Juden in das NS-Konzentrationslager Auschwitz zu deportieren.
Brutale Herrschaft im Ghetto
Laut Balassa sagten Zeugen 1948 vor Gericht aus, dass Csatary ein „politischer Offizier von sehr hohem Rang“ gewesen sei, der Menschen „wegen ihrer ethnischen Herkunft, ihrer Religion und auch ihrer Ideologie“ verfolgt habe.
Er habe auch dafür gesorgt, dass Menschen, die nicht von den anti-jüdischen Gesetzen betroffen waren, deportiert worden seien. Er habe dazu „regelmässig seine Macht missbraucht“. Zudem soll er seine Untergebenen zu Misshandlungen der Juden im Ghetto aufgefordert haben und selbst an Folterungen beteiligt gewesen sein.
Von den Behörden unbehelligt
Der heute 97-jährige Csatary war am 18. Juli in seiner Wohnung in der ungarischen Hauptstadt Budapest festgenommen worden und steht seitdem dort unter Hausarrest. Er hatte sich 1948 nach seiner Verurteilung in der Tschechoslowakei nach Kanada abgesetzt und dort bis 1995 unter falscher Identität gelebt.
Als die Behörden seiner Vergangenheit jedoch auf die Spur kamen, floh er nach Ungarn. Dort lebte er die vergangenen 17 Jahr unbehelligt, bis ihn im Juli britische Journalisten aufspürten.