Belgiens Rad-Idol Tom Boonen fährt beim Pavé-Klassiker Paris-Roubaix die Konkurrenz in Grund und Boden. Nach einem Soloritt über die letzten gut 50 km gewinnt er souverän.
Boonen schien es darauf angelegt zu haben, in ähnlich grossem Stil in Roubaix zu triumphieren, wie dies Fabian Cancellara vor zwei Jahren gelungen war. 2010 hatte Cancellara rund 50 km vor dem Ziel zu einer ähnlichen Solofahrt über das Kopfstein-Pflaster angesetzt, wie sie nun der 31-jährige Boonen zeigte. Der Berner, der sich die Woche zuvor bei seinem Sturz in der Flandern-Rundfahrt das Schlüsselbein vierfach zertrümmert hatte, wäre wohl der Einzige gewesen, der dem entfesselten Boonen hätte Paroli bieten können.
Boonen war knapp 60 km vor dem Ziel in die Offensive gegangen. Zusammen mit Teamkollege Niki Terpstra setzte sich der Favorit ab, und wenig später befand er sich alleine in Front. 50 km vor dem Ende lag Boonen bereits eine halbe Minute voraus, und so sehr sich die Verfolger auch mühten, der Rückstand wurde immer grösser. 26 km vor dem Ziel betrug die Reserve eine Minute. Letztlich siegte Boonen 1:39 vor einer Vierergruppe, die vom überraschenden Franzosen Sébastien Turgot angeführt wurde.
Radsport-Geschichte
Nach Harelbeke, Gent – Wevelgem und der Flandern-Rundfahrt feierte Boonen innerhalb von gut zwei Wochen seinen vierten Sieg in der World Tour, vor allem aber schrieb der Flame Radsport-Geschichte. Nach 2005, 2008 und 2009 errang Boonen seinen nunmehr vierten Sieg bei Paris – Roubaix, womit er sich auf eine Stufe mit dem bisher alleinigen Rekordsieger, seinem Landsmann Roger de Vlaeminck, stellte. Der hatte seine vier Erfolge zwischen 1972 und 1977 eingefahren.
In Abwesenheit von Cancellara konnten die Schweizer keine Akzente setzen. Der Luzerner Michael Schär hatte sich kurz vor der Attacke Boonens in einer Spitzengruppe um den Franzosen Sylvain Chavanel befunden, war aber bald wieder gestellt worden. Bester Schweizer war schliesslich der Zuger Gregory Rast, der mit knapp viereinhalb Minuten Rückstand Dreizehnter wurde.
110. Paris – Roubaix (257,5 km): 1. Tom Boonen (Be). 2. Sébastien Turgot (Fr) 1:39. 3. Alessandro Ballan (It). 4. Juan Antonio Flecha (Sp). 5. Niki Terpstra (Ho), alle gleiche Zeit. 6. Lars Boom (Ho) 1:43. Ferner: 13. Gregory Rast (Sz) 4:23.