Tom Clancy’s Ghost Recon Future Soldier – Spielkritik

Gewaltig ist die Zahl der Neuerscheinungen im Juni nicht gerade. GewaltTÄTIG ist hingegen die Soldatentruppe vom Ghost Recon Team. Es wird einmal mehr martialisch hier im Spieltrieb- für Pazifistinnen und Pazifisten noch kein Grund zur Besorgnis. In den nächsten Einträgen geht’s dann dafür wieder friedlich zu und her… Waffenfreund und Bestsellerautor Tom Clancy ist ein […]

Ganz viele Anzeigen heissen "Future"...

Gewaltig ist die Zahl der Neuerscheinungen im Juni nicht gerade. GewaltTÄTIG ist hingegen die Soldatentruppe vom Ghost Recon Team. Es wird einmal mehr martialisch hier im Spieltrieb- für Pazifistinnen und Pazifisten noch kein Grund zur Besorgnis. In den nächsten Einträgen geht’s dann dafür wieder friedlich zu und her…

Waffenfreund und Bestsellerautor Tom Clancy ist ein gemachter Mann. Seine Bücher verkaufen sich millionenfach und viele davon (mit Hauptfigur Jack Ryan) wurden auch höchst erfolgreich verfilmt: The Hunt for Red October,  Patriot Games oder Clear and Present Danger beispielsweise.

Doch auch im Bereich der Computerspiele hat sich Clancy einen Namen gemacht: Die Rainbow Six Reihe gehört zu den beliebtesten Taktik-Shooter Reihen und so gut wie jeder Spieler hat schon mindestens ein Splinter Cell Game mit Star Sam Fisher in seine Konsole geschoben. Auch die futuristischen Flugzeug-Shooter H.A.W.X. Spiele sind Kassenschlager. Das Outdoor-Pendant zu den Rainbow Six Games ist die Ghost Recon Reihe. Spielen erstere vorwiegend in geschlossenen Räumen, so bewegen sich die titelgebenden „Ghosts“-Soldaten in Ghost Recon Games auf grossen Aussenarealen.

Der neuste Streich, Ghost Recon – Future Soldier ist in einer nicht allzu fernen Zukunft angesiedelt. Gleich zu Beginn wird das Ghost Team Predator durch eine dreckige Terorristen-Bombe ausradiert. Ghost Team Hunter ist sauer und will unbedingt herausfinden, wer hinter dem hinterhältigen Anschlag steckt. Gesagt, getan- und los geht’s auf eine „tour du monde“ von Afrika über Norwegen nach Russland. Böse Buben an allen Ecken und Enden- man kennt das bereits aus vielen verwandten Spielen…

Auch sonst ist Ghost Recon – Future Soldier wahrlich nicht die Neuerfindung des Genres. Das Zukunftssetting bietet dafür aber immerhin Raum für einige hübsche Spielereien. Zunächst einmal die elektronischen Chamäleon-Anzüge der Ghost Soldaten. Auf Knopfdruck übernehmen die Anzüge die Texturen der Umgebung- etwa so, wie man das von Predator Filmen kennt. Und als Hauptattraktion gibt’s noch allerlei Roboter-Unterstützung: Einerseits in Form eines mächtigen bewaffneten Laufroboters, andererseits – und das ist das coolste Gadget des Spiels – als ferngesteuerte Mini-Drohne. Die wirft man in die Luft und flugs kann man das Kampfgebiet mit dem Controller gesteuert überfliegen und lauernde Feinde enttarnen.

Optisch ist das Spiel ja ganz gut gelungen. In den Zwischensequenzen schauen die Helden zwar etwas sehr wächsern und comichaft aus, während des Spiels aber überzeugen die Texturen und Animationen durchaus. Der Ton ist so, wie es sich in diesen Spielen gehört: Martialisch und laut. Auf der technischen Seite also keinerlei Vorbehalte. Technik: Gute Arbeit, Ubisoft.

Der Mehrspielermodus ist hier alles andere als Beigemüse. Vielmehr steht er sogar im Menü vor der Einzelspielerkampagne. Es gibt unzählige Varianten von Co-Op und Versus Modi und sogar eine Co-Op Kamapgne und einen „Wave“-Modus, wie ihn Shooter-Veteranen von Gears of War kennen. Profis des Genres werden nicht enttäuscht und so dürften die Server sicherlich auf Monate gut besucht sein. 

Irgendwie ist es sehr bedauerlich, dass die Studios immer mehr zwei- bis dreistellige Millionenbeträge in Kriegsspiele investieren, die sich dann im Kern ähneln wie ein Ei dem anderen. Call of Duty Modern Warfare, Black Ops, Medal of Honor und auch Ghost Recon- es kracht und wummst aus allen Rohren. Aber wahrlich interessante oder gar kritische Inhalte sucht man vergebens. Klar, aus ökonomischer Sicht ist das verständlich- die Millionen sollen ja auch wieder zurück in die Kassen fliessen, aus künstlerischer Sicht aber umso bedauerlicher.

Ich frage mich, ob die Kundinnen und Kunden wirklich keine Lust darauf haben, von einem Kriegsspiel auch einmal überrascht zu werden. Wieso macht nicht mal jemand ein Spiel, in dem der Spieler als Zivilist vor den Kriegtreibern fliehen muss? Nicht wie in Homefront, wo sich der Zivilist dann doch noch zum waffenstrotzenden Rambo wandelt. Nein, als unbewaffneter Zivilist, der sich vor den Soldaten versteckt und aus dem kriegszerrissenen Land zu fliehen versucht. Das wäre doch mal wirklich etwas Neues, Spannendes und Herausforderndes. Nun, ich hoffe weiter und wenn dieses Spiel dann tatsächlich rauskommt- ein Vorabbonus von mir ist ihm sicher…

Tom Clancy’s Ghost Recon – Future Soldier, PEGI: ab 18 Jahren, XBOX360, PS3, Preis: ca. 99 Franken.

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