Tom Clancy’s The Division hält (fast) alles, was es versprochen hat

Der neuste Streich aus dem Hause Ubisoft ist der Rollenspiel-Shooter THE DIVISION. Im grossen TagesWoche-Test verraten wir, ob sich das Spiel lohnt und für wen. Die Spielindustrie gleicht immer mehr der Filmindustrie. Leider auch im Schlechten: Statt auf neue Ideen zu setzen, wählen viele grosse Publisher häufig den Weg des geringsten Widerstands und veröffentlichen jährlich […]

Stimmige Endzeitbilder: THE DIVISION.

Der neuste Streich aus dem Hause Ubisoft ist der Rollenspiel-Shooter THE DIVISION. Im grossen TagesWoche-Test verraten wir, ob sich das Spiel lohnt und für wen.

Die Spielindustrie gleicht immer mehr der Filmindustrie. Leider auch im Schlechten: Statt auf neue Ideen zu setzen, wählen viele grosse Publisher häufig den Weg des geringsten Widerstands und veröffentlichen jährlich Sequels oder Spin-offs einmal etablierter Spielserien. Von CALL OF DUTY, FIFA, STREET FIGHTER bis ASSASSIN’S CREED – Innovationen beschränken sich zumeist auf wenige neue Spielelemente oder technische Verbesserungen.

Ubisoft zeigt Mut und veröffentlich mit TOM CLANCY’S THE DIVISION nun einen komplett neuen Titel – und macht (fast) alles richtig. 

Die Story

Nach einem mysteriösen Viren-Ausbruch liegen die USA in Trümmern. Um die staatlichen Grundfunktionen aufrechtzuerhalten, wird «The Division» aktiviert, eine Gruppe von Elite-Schläfer-Agenten, die in solchen Fällen mit allen Mitteln ein funktionierendes Staatssystem aufrechterhalten soll. In Manhattan befindet sich der Viren-Ground-Zero. Die Division-Agentinnen und -Agenten hoffen, den Ursprung des Virus zu ergründen und entsprechend ein Gegenmittel zu entwickeln. Dummerweise wimmelt es nur so von feindlich gesinnten Fraktionen.

Wie schon in den Previews berichtet, basiert die titelgebende Division auf realen Gegebenheiten. Was aber dann im Spielgeschehen abgeht, ist (hoffentlich) weit von der Realität entfernt. Da laufen irre Selbstjustiz-Psychopathen mit Flammenwerfern auf dem Rücken durch die Gegend, um sie zu «reinigen». Entflohene Verbrecher rotten sich zu einer Alptraum-Gang namens «The Rikers» zusammen, um die Stadt zu kontrollieren. Und dann gibts da auch noch eine private Söldnerarmee namens «Last Man Bataillon», welche die Division ebenfalls bekämpft.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, THE DIVISION sei ein 0815-Shooter. Spielt man dann aber das Spiel, erkennt man, dass hier auf clevere Weise Rollenspiel-Elemente mit einem Endzeit-Shooter verbunden wurden und dass auch die Einbindung des Mehrspieler-Modus weitaus intelligenter erfolgt als üblich. Und die Grafik, die ist eine Welt für sich. Aber eines nach dem anderen.

Das Gameplay

Nachdem man seine Agentin oder seinen Agenten erschaffen hat, gehts los. In Manhattan wird zuerst ein Hauptquartier erobert und von da an geht es darum, die Bereiche Spital, Technik oder Sicherheit auszubauen. Zu jedem Bereich gehören unzählige Haupt- und Nebenmissionen. Schaltet man neue Elemente eines Bereiches frei, stehen parallel auch neue Fähigkeiten für die eigene Spielfigur zur Verfügung. Wie in einem Rollenspiel können Talente freigeschaltet oder Spezialfähigkeiten zugewiesen werden. 

Und ebenfalls aus dem Rollenspiel-Genre übernommen wurden die Levels der Figuren. Sowohl der eigene Agent wie auch die Gegner haben Levels. So lange die eigene Figur in den einstelligen Levels angesiedelt ist, empfiehlt es sich, gewisse Stadtteile zu meiden, da dort hochlevelige Knacknüsse warten. Das wäre dann auch schon ein Kritikpunkt. Es ist der stets ähnliche Aufbau der Missionen: Erobere Punkt A, besiege Zwischengegner B, erobere Punkt C, erledige Endgegner D – kassiere fette Beute. Hier hätte etwas mehr Abwechslung sicher nicht geschadet.

Und zu guter Letzt setzt auch THE DIVISION auf ein ausgeprägtes Looting-System. Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände sind im ganzen Spiel verteilt und besiegte Gegner hinterlassen meist Munition, Kleidungsstücke oder eben Waffen. Die besonders raren Gegenstände sind in der Dark Zone – und das bringt uns zum 

Multiplayer

Neben der frei begehbaren Hauptkarte, gibt es in THE DIVISION die sogenannte Dark Zone. Das sind Gebiete der Stadt, die vom Virus besonders betroffen wurden und in denen die Regierung keinerlei Einfluss mehr hat. Die Dark Zone ist der sogenannte PVP-Bereich, der «Spieler gegen Spieler»-Teil des Games, die Mehrspieler-Spielwiese. Betritt man sie, gelten komplett andere Regeln. Man kann sich Teams anschliessen, allein unterwegs sein oder seine Freunde einladen. Wer Freund oder Feind ist, ist aber völlig offen. Es kann gut sein, dass man sich einem Team anschliesst, mit diesem die ebenfalls anwesenden Computergegner bekämpft, und kurz bevor man seine Beute extrahieren will, wenden sich die vermeintlichen Freunde gegen einen und rauben alles. 

In der Dark Zone gibt es besondere Gegenstände – im Hauptspiel verwenden kann man sie aber erst, wenn man sie aus der Zone geholt hat. Das geschieht, indem man einen Helikopter bestellt und die Beute anhängt. Dabei gibt es aber ein Problem: Alle anderen in der Dark Zone befindlichen Personen kriegen mit, wenn man den Heli bestellt, und lauern entsprechend darauf, fette Beute zu machen.

Die Unberechenbarkeit der Dark Zone ist ein völlig neues Spielgefühl. Die konstante Bedrohung durch die (vermeintlichen) Teamkollegen kombiniert mit der düsteren, trostlosen Spielwelt schafft ein unglaublich intensives Spielerlebnis und macht riesig Spass.

Die Grafik

Was die neu entwickelte Grafik-Engine abliefert, ist schlicht atemberaubend. Von den Gebäuden über die Fahrzeuge bis zu den Charaktermodellen ist alles bis ins kleinste Detail an der Grenze zur Fotorealität gestaltet. Die Wettereffekte sind ebenfalls sensationell: Kleine Schneeflocken tanzen durch die verlassenen Strassen, die Kälte ist förmlich zu spüren. Auch die höchst realistischen Licht- und Schatteneffekte sind von einer anderen Welt. Ich wage zu behaupten: THE DIVISION ist grafisch aktuell der Massstab auf allen Spielkonsolen.

Hinweis für Eltern

THE DIVISION ist kein Spiel für Kinder, die PEGI-Freigabe ab 18 Jahren ist völlig verdient. Das Setting ist verstörend und teilweise beängstigend realistisch. Zudem geizt das Spiel nicht mit ziemlich heftigen Gewaltdarstellungen, einzig Blut fliesst ziemlich wenig. 

Fazit

THE DIVISION ist eine grossartige neue Franchise, und es ist zu hoffen, dass Ubisoft hier insofern Blut geleckt hat, als dass es sich für die Firma lohnt, neue Wege zu beschreiten. Da verzeiht man auch gern die repetitiven Elemente. Statt jedes Jahr einen neuen ASSASSIN’S CREED-Teil zu veröffentlichen, würden sich die Spieler garantiert über regelmässige neue Titel freuen, vor allem wenn sie die Qualität von THE DIVISION erreichen. 

Spieltrieb Faktor: 8.5 von 10 verlorenen Beutestücken

 

Titel: Tom Clancy’s The Division

Plattform: PS4, PC, XBOX ONE

PEGI: Ab 18 Jahren

Preis: ca. 79 Franken

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