Die 44. Internationale Erfindermesse hat am Mittwoch ihre Türen geöffnet. Bis am Sonntag werden in Genf rund 1000 Kreationen vorgestellt. Dabei trifft das Nützliche auf das Spielerische.
So hat zum Beispiel ein Taiwanese ein Pissoir entwickelt, das für Treffsicherheit Punkte vergibt. So sollen Spritzer verhindert werden. Zum Schluss gibt eine Stimme das Endresultat bekannt.
Daneben stellt ein Team aus 25 Hongkonger Wissenschaftlern das erste Kernspintomographie-Gerät für Neugeborene vor. «Bei Komplikationen werden Babys heutzutage geröntgt oder in Geräte für Erwachsene gesteckt», sagt Teamleiter Simon Yeung.
«Damit kriegen sie für ihren kleinen Körper viel zu viel radioaktive Strahlung oder Hitze und Lärm ab.» Sein Gerät funktioniere mit nur 3,5 Prozent der Wärme des Geräts für Erwachsene, sei viel leiser und damit «gesundheitlich unbedenklich». Ausserdem brauche das Gerät nur gerade 15 Minuten für eine Aufnahme.
Eine buddhistische Stiftung aus Taiwan erfand eine Reihe von faltbaren und transportierbaren Möbel – für den Fall einer Katastrophe. Die Verpackung jedes Teils kann umgebaut werden: Aus der Kartonschachtel des Bettes wird so eine Matratze, aus derjenigen des Stuhls ein Aktenkoffer und aus derjenigen des Tisches eine Bibliothek oder eine Kommode mit Schubladen.
Nationale Bedürfnisse
Der Salon gibt auch einen Einblick in die Bedürfnisse der Herkunftsländer der jeweiligen Erfinder. So schuf ein Thailändisches Institut ein Mikrowellen-Gerät, um die Reife der Durian-Frucht festzustellen. Diese ist in Südostasien trotz ihres für westliche Nasen stinkenden Fruchtfleisches sehr beliebt. Thailand hat davon allein im letzten Jahr 381 Tonnen für 486 Millionen Dollar exportiert.
Ein katarischer Erfinder entwarf einen Apparat, der anhand biometrischer Zeichen in den Augen und der Körpertemperatur erkennen soll, ob eine Person ein Verbrechen begangen oder Drogen konsumiert hat. Und ein Italiener erfand ein modulares Bett für mehr Komfort beim Liebesspiel.
Ein Professor aus China und vier Studierende präsentieren ihrerseits einen umweltfreundlichen High-Tech-Kinderwagen. Mit den eingebauten Pedalen können die Eltern während des Spaziergangs Strom erzeugen und damit Babynahrung aufwärmen oder dem Kind Musik vorspielen. Bei einer vollen Windel wird ausserdem ein Warnsignal ausgelöst.
40 Länder vertreten
Die Schweizer Tüftler machen neun Prozent der Aussteller aus. Sie stellen unter anderem ein System vor, mit dem eine Tonne Plastik in 850 Liter Mineralöl umgewandelt wird, den ersten Prototypen eines 3D-Fernsehers, der ohne Spezial-Brille funktioniert oder ein faltbares, ultra-leichtes Trottinette.
Die meisten der 695 Aussteller aus 40 Ländern sind auf der Suche nach Investoren; knapp der Hälfte von ihnen gelingt dies auch. Nach Angaben der Veranstalter werden in Genf durch den Verkauf von Lizenzverträgen und im Anschluss an die Veranstaltung jedes Jahr mehr als 50 Millionen Euro umgesetzt. Rund 42 Prozent der erwarteten 50’000 Messebesucher sind denn auch Geschäftsleute, Industrielle oder Handelsvertreter.