Fast ein halbes Jahrhundert nach der Ermordung von John F. Kennedy gibt ein wiederaufgefundenes Tondokument die Atmosphäre auf dem Rückflug der Air Force One mit der Leiche des Präsidenten wieder.
Von den vom US-Nationalarchiv veröffentlichten knapp zweieinhalbstündigen Gesprächsaufzeichnungen waren mehr als 30 Minuten bislang unbekannt. Sie enthüllen unter anderem Code-Namen von Regierungsvertretern sowie Diskussionen, wie mit Kennedys Leiche zu verfahren sei und wohin seine Witwe Jacqueline gebracht werden soll.
Die bislang unbekannten Aufnahmen geben auch Aufschluss über den Aufenthalt des damaligen Luftwaffenchefs Curis LeMay, eines ausgewiesenen Kennedy-Gegners.
Schlag für Verschwörungstheoretiker
Laut dem Historiker Douglas Brinkley dürfte dies ein schwerer Schlag für die Anhänger von Verschwörungtheorien sein: „Die Leute wollten stets wissen, wo LeMay an dem Tag war, an dem Kennedy erschossen wurden“, sagte er dem Sender CNN. „Die Aufnahmen teilen dies nun exakt mit“.
Kennedy wurde am 22. November 1963 in Dallas im US-Bundesstaat Texas von dem Attentäter Lee Harvey Oswald erschossen. Von den Gesprächen an Bord der Präsidentenmaschine nach dem Attentat gab es bislang nur eine bearbeitete Version der Präsidentenbibliothek von Kennedys Nachfolger Lyndon Johnson.
Die ungekürzten Aufnahmen stammen aus dem Besitz des 1991 verstorbenen engen Militärberaters des ermordeten Präsidenten, Chester Clifton.
Vor einer Woche hatte bereits die John F. Kennedy Bibliothek in Boston 45 Stunden Tonbandmaterial veröffentlicht. In den aufgezeichneten Gesprächen geht es um verschiedenste Themen, wie zum Beispiel die Lage in Vietnam, eine mögliche Kooperation mit der Sowjetunion in der Raumfahrt oder Kennedys Wiederwahl-Pläne.
In einer Aufnahme bespricht Kennedy im Weissen Haus mit einem Mitarbeiter auch die Planungen für seinen Besuch in Dallas.