Toni Brunner: „Eine Hebamme braucht keine Matura“

Die SVP hat an ihrem Sonderparteitag vom Samstag in Ebnat-Kappel bildungspolitische Forderungen verabschiedet. Als Alternative zur Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule schlägt die Partei eine „Lehrer-Lehre“ vor. Beim Lehrerverband löst die Forderung Kopfschütteln aus.

SVP-Präsident Toni Brunner wehrt sich gegen eine zunehmende Akademisierung der Ausbildung (Archiv) (Bild: sda)

Die SVP hat an ihrem Sonderparteitag vom Samstag in Ebnat-Kappel bildungspolitische Forderungen verabschiedet. Als Alternative zur Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule schlägt die Partei eine „Lehrer-Lehre“ vor. Beim Lehrerverband löst die Forderung Kopfschütteln aus.

„Wir brauchen keine Hors-Sol-Lehrer, sondern solche, die den Alltag und die Berufswelt kennen“, sagte Bundesrat Ueli Maurer vor den rund 300 anwesenden SVP-Mitgliedern und Gästen. Die Akademisierung der Lehrer-Ausbildung müsse gestoppt werden, sagte der sechsfache Vater.

Die Pädagogischen Hochschulen (PH) seien gescheitert, sagte Sarah Bösch, Mitglied der SVP-Bildungskommission. Weder könnten die Hochschulen den Nachwuchs gewährleisten, noch tauge die Ausbildung für die tägliche Arbeit der Lehrer im Klassenzimmer, sagte der Zürcher alt Nationalrat Ulrich Schlüer.

„Lehrer-Lehre“

Als Alternative zu den PH schlägt die SVP eine „Lehrer-Lehre“ vor. Diese soll vor allem im Schulhaus stattfinden und die angehenden Lehrkräfte von einem Kollegium berufserfahrener Lehrer begleitet werden. Den künftigen Lehrern müsse die Fähigkeit vermittelt werden, bei den Schülern Begeisterung zu wecken für den Schulstoff.

Zur „Lehrer-Lehre“ zugelassen werden sollen nach den Vorstellungen der SVP nicht nur Maturanden, sondern auch Quereinsteiger. Diese sollen eine Aufnahmeprüfung bestehen und allenfalls ihr Grundwissen während der Ausbildung nachträglich erlernen.

Pädagogische Hochschule überflüssig

Durch die neue, praxisorientierte Lehrer-Ausbildung würden die Pädagogischen Hochschulen überflüssig, sagte Bösch weiter. Für das theoretische Wissen könnten Kurse an bestehenden Hochschulen eingerichtet werden – analog zur Gewerbeschule für andere Berufszweige.

Unverständnis beim Lehrerverband

Beim Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer (LCH) lösen die SVP-Forderungen Kopfschütteln aus. Der Vorwurf, die Ausbildung sei zu akademisch und zu wenig praxisnah, sei falsch, sagte LCH-Präsident Beat W. Zemp der Nachrichtenagentur sda. „Lehrer in Ausbildung verbringen heute sogar mehr Zeit in Klassen als früher, als sie noch in Seminaren geschult wurden.“

Nächster Artikel