Statt im Hafen im toskanischen Piombino wird das 2012 vor der Insel Giglio havarierte Kreuzfahrtschiff Costa Concordia im ligurischen Genua abgewrackt. Der Entscheid von Italiens Regierung und der Reederei Costa Crociere löst empörte Reaktionen in der Toskana aus.
Die Region, vor deren Küsten die Insel Giglio liegt, hatte gehofft, dass der Hafen Piombino nahe Livorno den Auftrag für die Zerlegung des Kreuzfahrtschiffes erhalten würde. Der Hafen Piombino erlebt zurzeit eine akute Krise, die Abwrackung des Luxusliners hätte der Stadt wichtige Arbeitsplätze beschert.
«Der Hafen Piombino wäre wegen der geografischen Nähe die logischste Lösung für die Costa Concordia», wurde der Präsident der Region Toskana, Enrico Rossi, von Medien zitiert. Er warnte vor möglichen Umweltproblemen beim Transport des havarierten Schiffes nach Genua.
Hafen zu klein
Der relativ kleine Hafen Piombino sei nicht in der Lage, das riesige Costa-Concordia-Wrack zu zerlegen, hiess es hingegen in Regierungskreisen. Um die Abwrackung hatten sich zahlreiche Häfen von der Türkei bis Norwegen beworben.
Der Auftrag ging laut der Mailänder Wirtschaftszeitung «Sole 24 Ore» an ein Konsortium der Ölfirma Saipem und der genuesischen Unternehmen Mariotti und San Giorgio.
Nach Angaben von Nick Sloane, der seit 2013 auf Giglio die grösste jemals durchgeführte Bergungsaktion für ein Passagierschiff leitet, soll die Abschleppaktion zwischen dem 12. und dem 14. Juli beginnen. Für die 280 Kilometer lange Strecke nach Genua sind fünf bis sechs Tage vorgesehen.
Bei dem Transport soll jedoch nicht das niederländische Transportschiff Dockwise Vanguard eingesetzt werden, das die Bergungsexperten im vergangenen Oktober reserviert hatten. Die Zerlegung des Schiffes soll rund 100 Millionen Euro kosten, berichteten italienische Medien.
Riskantes Manöver
Die Costa Concordia war vor eineinhalb Jahren bei einem riskanten Manöver vor der Küste Giglios auf einen Felsen aufgelaufen und umgekippt. 32 Menschen kamen ums Leben.
Im vergangenen September war das Kreuzfahrtschiff in einer spektakulären Operation aufgerichtet worden. Die Sicherung des Wracks hat Costa Crociere bisher schon 1,1 Milliarden Euro gekostet.
Kapitän Francesco Schettino muss sich seit September in der toskanischen Stadt Grosseto unter anderem wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. Ihm drohen bis zu 25 Jahren Haft.