Kaum mal ein blauer Flecken am Himmel, dafür kübelweise Wolkensaft. Der schlechte Frühling überschneidet sich in diesem Jahr heftig mit dem Saisonstart der Gartenbäder. Die Besucher tauchen wohl lieber in der heimischen Badewanne.
Links frei, rechts frei, alles frei. Die Rede ist jedoch nicht von Parkplätzen in der Innenstadt – das wäre eine grandiose Lüge – sondern von Gesässparkplätzen im Gartenbad Bachgraben. Breit und grün liegt die Wiese da, aber niemand drauf, denn da wo sich ansonsten allerlei Glieder zur Sonne recken, herrscht ein Flächenbrand des Nichts.
Anfang Mai wurden die Pforten der regionalen Gartenbäder geöffnet. «Toll», dachten sich da wohl einige begeisterte Lederhäute, «jetzt kann ich endlich wieder unverblümt in der Sonne braten.» Eine noch grandiosere Lüge, denn: Schaut man aus dem Fenster, fehlt da weit und breit jegliche Spur von Sonnenstrahlen. Das Wetter fährt in diesem Jahr mächtig auf der Diva-Schiene.
Der grosse Besucherandrang blieb dementsprechend noch aus, was bei einem Blick in die regionalen Freibäder unschwer zu erkennen ist. So stürmen an diesem Freitagnachmittag im Bachgraben keine fussballspielenden Primarschüler über den Rasen, sondern einzig eine gewässerte Seniorin. «Mir macht die Kälte nichts aus. Früher gingen wir Eisbaden», meint sie und lacht. Herzerwärmend ist diese Aussage ja, aber auch ein wenig tragisch, wenn man bedenkt, dass nun Mitte Mai ist. An Eisbaden grenzt der Tauchgang dennoch nicht gleich: 17 bis 18 Grad Celsius beträgt die Wassertemperatur in den ungeheizten Bädern.
Katastrophale Lage
«Im Verhältnis zu einem Durchschnittsjahr ist die Lage katastrophal», meint auch Eric Hardmann, Leiter Betrieb und Anlagen vom Sportamt Basel. «Gegenüber letztem Jahr verzeichnen wir 21 Prozent weniger Besucher.» Gerade mal 3000 Leute haben seit der Eröffnung am 4. Mai den Gang in eines der Gartenbäder gewagt. Oder eher ins Joggeli, denn allein aufgrund des auf 24 Grad Celsius geheizten Sportbeckens beansprucht das zweitgrösste Gartenbad in Basel 90 Prozent dieser Gesamtbesucherzahl für sich. Die übrigen 10 Prozent verteilen sich auf die restlichen Bäder, sprich Bachgraben und Eglisee.
Trotz der Wettermisere möchte Hardmann die Situation dennoch nicht dramatisieren: «Momentan bin ich noch nicht nervös. Wenn ich am ersten August immer noch schlechte Zahlen schreibe, dann werde ich nervös.» Bis dahin vergeht aber mehr oder weniger noch ein ganzer Sommer, sofern lieferbar. Unterdessen bieten sich leere Gartenbäder durchaus auch für besinnliche Spaziergänge an. Oder für jedermann, der die abstrakte Wirkung von Inexistenz an Orten erleben möchte, wo ansonsten die Hölle los ist und einem alle fünf Minuten ein Fussball im Gesicht klebt.