Tote Frau in der Wohnung des Attentäters von Lüttich gefunden

Der Amokläufer von Lüttich hatte offenbar Angst vor dem Gefängnis. Am Tag der Bluttat mit fünf Toten war er zu einem Verhör aufs Polizeirevier bestellt. Dort lag eine Anzeige gegen ihn wegen eines Sittlichkeitsvergehens vor.

Grosses Polizeiaufgebot nach dem Anschlag in Lüttich (Bild: sda)

Der Amokläufer von Lüttich hatte offenbar Angst vor dem Gefängnis. Am Tag der Bluttat mit fünf Toten war er zu einem Verhör aufs Polizeirevier bestellt. Dort lag eine Anzeige gegen ihn wegen eines Sittlichkeitsvergehens vor.

Doch der vorbestrafte Mann erschien dort nie. Er drehte durch. Bei seinem Amoklauf am Dienstag tötete der Mann mindestens vier Menschen. Mehr als 120 Personen verletzte er. Dann nahm er sich das Leben.

„Er hatte Furcht, wieder inhaftiert zu werden“, sagte der Anwalt des Amokläufers der Zeitung „La Libre Belgique“. Sein Mandant habe ihn deswegen am Montag und Dienstag immer wieder angerufen. Auch die belgische Innenministerin Joëlle Milquet schloss sich dieser Vermutung im Radio an.

Der Täter, der nach Medienberichten marokkanische Wurzeln hat, hatte nach Angaben von Staatsanwältin Danièle Reynders sein Leben lang mit der Justiz zu tun. Er wurde unter anderem rund 20 Mal wegen Waffenbesitzes, Drogenbesitzes, Hehlerei und Sittlichkeitsverbrechen verurteilt.

Keinen Abschiedsbrief

Gemäss Staatsanwaltschaft hinterliess der Täter keinen Abschiedsbrief. Vor seiner Tat habe er seiner Freundin Geld überwiesen, berichtet die Onlineausgabe der Zeitung „Le Soir“ unter Berufung auf die Regionalzeitungsgruppe „Sudpresse“. Die Überweisung sei von den Worten begleitet gewesen: „Ich liebe Dich, mein Schatz. Viel Glück!“

Am Dienstag sollte der Mann wieder vernommen werden, teilte die Staatsanwältin mit. Bereits Mitte November seien erstmals seit seiner Entlassung wieder Vorwürfe bekannt geworden, diesmal ging es um Sittlichkeitsvergehen. Dazu zählen Sexualdelikte wie Missbrauch oder sexuelle Gewalt, aber auch die Verbreitung von Kinderpornografie. Details nannte die Staatsanwaltschaft nicht.

Statt zum Polizeirevier ging der Täter schwer bewaffnet Richtung Innenstadt. Auf einem zentralen Platz gleich neben dem Weihnachtsmarkt warf er gegen 12.30 Uhr drei Handgranaten in Richtung einer Menschenmenge, die auf der Place Saint-Lambert an einer Bushaltestelle wartete. Zugleich eröffnete er das Feuer – zwei Jugendliche und ein 17 Monate altes Kleinkind kamen ums Leben.

Putzfrau getötet

Bereits vor dem Anschlag erschoss der Mann nach Angaben der Staatsanwaltschaft die 45-jährige Putzfrau eines Nachbarn. Die Polizei fand ihre Leiche in einem Schuppen, den der Mann zum Cannabisanbau nutzte.

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