Islamisten haben sich am Sonntag in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka Strassenschlachten mit der Polizei geliefert und die Millionenstadt zum Stillstand gebracht. Ein Fahrer der Polizei wurde erschossen, mehr als 50 Menschen wurden nach offiziellen Angaben verletzt.
Tausende Aktivisten und Unterstützer der radikalen Gruppe Hefazat-e-Islam hatten zuvor alle wichtigen Zufahrtsstrassen in die Millionenstadt blockiert, um die Einführung eines rigorosen Gesetzes gegen Gotteslästerung zu erzwingen.
Die vor allem mit Stöcken, Steinen und Sprengsätzen bewaffneten Aktivisten zündeten Geschäfte an, demolierten Autos und errichteten Strassensperren. Augenzeugen berichteten, die Kämpfe mit den Sicherheitskräften hätten begonnen, als die Demonstranten die Zentrale der Regierungspartei Awami League angriffen. Die Polizei versuchte mit Gummigeschossen und Tränengasgranaten, die Protestierenden in Schach zu halten.
Die Islamisten hatten die Hauptstadt abgeriegelt, um die Todesstrafe für Beleidigung des Islams zu erzwingen. Auch fordern sie verpflichtende islamische Erziehung sowie die Abschaffung der Gleichbehandlung von Frauen und Männern in dem überwiegend muslimischen Land.
Vorbild Pakistan
«Heute wird sich zeigen, ob wir oder die Atheisten zu diesem Land gehören», sagte Hefazat-e-Islam-Chef Abdur Rahman auf der Kundgebung. Er bezeichnete die Führung des Landes als «Regierung von Atheisten». Premierministerin Sheikh Hasina hatte die Forderungen nach einem solchen Blasphemie-Gesetz zurückgewiesen.
In Pakistan, zu dem Bangladesch bis 1971 gehörte, gibt es ein Blasphemiegesetz, das die Beleidigung jeder Religion verbietet. In der Praxis wird es allerdings nur bei Herabsetzung des Islams angewandt. Gegner des Gesetzes müssen um ihr Leben fürchten. Bisher wurde in Pakistan kein Todesurteil wegen Blasphemie vollstreckt, mehrere Angeklagte wurden aber nach ihrer Freilassung gelyncht.