Träume oder Drohnen

Was man aus «Wilhelmstraße 48» lernen kann («Obama schwätzt Schwäbisch»). Damals war Obama zumindest noch lustig. Den folgenden Clip schickte mir eine Freundin vor ein paar Jahren, und ich beging den Fehler, ihn (wenn auch bei geschlossener Tür) am Ende meines Arbeitstages anzuschauen. Er ist jetzt schon altbekannt, aber für mich immer noch hysterisch komisch. […]

Obama-Parodie, im Internet kursierend.

Was man aus «Wilhelmstraße 48» lernen kann («Obama schwätzt Schwäbisch»). Damals war Obama zumindest noch lustig.

Den folgenden Clip schickte mir eine Freundin vor ein paar Jahren, und ich beging den Fehler, ihn (wenn auch bei geschlossener Tür) am Ende meines Arbeitstages anzuschauen. Er ist jetzt schon altbekannt, aber für mich immer noch hysterisch komisch.

Als er mir heute wieder sozusagen über den Weg lief, dachte ich mir, daß er eigentlich viel mehr psychologische Tiefe besitzt, als auf den ersten Blick ersichtlich.

Erstens einmal wurde das zugrundeliegende Video zu einer Zeit aufgenommen, als Obama noch auf einer Welle der Euphorie ritt, und das nicht nur hier in den USA, sondern eben auch in Europa. Dann hat sich jemand die Mühe gemacht, den Text des Videos so genau Obamas Mundbewegungen anzupassen, daß es fast echt wirkt. Und zuguterletzt redet er darüber, daß er jetzt mal endlich im Hausgang Ordnung schaffen wird, und die ganzen rostigen Fahrräder («Roschdgeppel») kommen raus. Er wird durchgreifen.

Obama ist einer der öffentlichen Figuren, über die man sich nicht so einfach lustig machen kann als Standup Comedian. George W. Bush war da das gefundene Fressen. Von den altbekannten Zitaten, auch genannt «Bushisms», wie «Is our children learning?» («Tut unsere Kinder lernen?») bis zu seinen rednerischen und mimisch/gestikularen Eigenheiten – «Dubya» hatte zumindest enormen Unterhaltungswert.

Obama ist ein eleganter Redner. Wortgewandt, auch wenn er nicht nach Skript spricht. Charmant. Er hat die Leute damals begeistert mit seinem «Yes, we can.» («Ja, wir können.») So jemanden zu verballhornen ist nicht einfach, und «Wilhelmstraße 48» war eine der besseren Parodien, die mir begegnet sind.

Zwischenzeitlich ist es mit der Euphorie vorbei, geblieben ist vor allem Frustration. Im Internet kursieren beispielsweise jetzt Dinge wie obige Gegenüberstellung.

Die letzten vier Jahre sind für viele Leute synonym mit Arbeitsverlust, Banken-Bailout und dem vermehrten Einsatz von Drohnen, während Versprechen wie die Beendigung der Kriege im Irak und Afghanistan, der Einführung universeller Gesundheitsversorgung, Immigrationsreform usw. bestenfalls bedingt erfüllt wurden.

Es wurde eben über das Durchgreifen im eigenen Haus nur geredet, viel passiert ist nicht. Und man kann sich nicht einmal ordentlich darüber lustig machen.

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