Im Missbrauchsprozess in Lugano TI zeigte sich der ehemalige Schwimmtrainer Flavio Bomio am Montag in allen Anklagepunkten geständig. Allerdings bestritt der 71-Jährige, auf seine minderjährigen Opfer Druck ausgeübt zu haben.
«Es waren meine Freunde. Wir hatten immer ein sehr enges und vertrauliches Verhältnis», verteidigte sich der Angeschuldigte vor dem Richter. Sexuelle Handlungen seien für ihn deshalb die «Weiterführung» dieser Freundschaften gewesen. Er bestritt, die Jugendlichen bedroht oder ihnen gegenüber Gewalt angewendet zu haben.
Auf Frage des Richters, ob es ihm nie – zumindest im Nachhinein – in den Sinn gekommen sei, dass die Buben aus dem Schwimmclub nur aufgrund seiner Machtposition und seines Ansehens seine Übergriffe zuliessen, sagte der Angeklagte «Nein.»
Um ihn vom Gegenteil zu überzeugen, lass der Richter Aussagen einzelner Jugendlicher vor. Sie hätten Angst vor dem Trainer gehabt, gaben diese zu Protokoll. Sie hätten sich nicht getraut, jemandem von den Vorfällen zu erzählen. Bomio sei von den Eltern sehr geschätzt worden, er habe Einfluss auf ihr ganzes Leben gehabt und ausserdem als Freund gegolten.
«Vergangenheit genommen»
In einem Fall soll Flavio Bomio den Eltern sogar Geld geliehen haben. Die Opfer sagten in den Protokollen eindeutig aus, dass sie – wenn es ihnen möglich gewesen wäre – niemals eine sexuelle Beziehung mit dem Trainer eingegangen wären. Der Angeklagte nahm diese vom Richter vorgetragenen Zitate «mit Schmerzen zur Kenntnis», wie er sagte.
Zum Einstieg in die Verhandlung gab der Ex-Präsident des Schwimmclubs Bellinzona an, «jetzt nur noch auf den Tod zu warten». Die ganze Angelegenheit habe ihm «seine Vergangenheit und seine Zukunft genommen». Von seiner Person und seinem Leben würden jetzt nur noch diese Taten übrig bleiben.