Trainer? Trainer!

Sie stehen andauernd im Rampenlicht, sind ständig der Kritik und der Beobachtung ausgesetzt – und werden am Ende oft anhand der Arbeit anderer beurteilt: Fussballtrainer im Profigeschäft. Der Film «Trainer!» von Aljoscha Pause schenkt uns einen eindrücklichen Blick in die Welt dieses Berufsstands. Es war ein Satz, der stutzig machte. Murat Yakin sagte ihn nach […]

Ex-Profi Frank Schmidt ist der aufstrebende Cheftrainer des in den letzten Jahren kometenhaft aus der Verbandsliga in die 3. Liga aufgestiegenen 1. FC Heidenheim.

Sie stehen andauernd im Rampenlicht, sind ständig der Kritik und der Beobachtung ausgesetzt – und werden am Ende oft anhand der Arbeit anderer beurteilt: Fussballtrainer im Profigeschäft. Der Film «Trainer!» von Aljoscha Pause schenkt uns einen eindrücklichen Blick in die Welt dieses Berufsstands.

Es war ein Satz, der stutzig machte. Murat Yakin sagte ihn nach der eben beendeten Saison des FC Basel: «Dass ich das volle Vertrauen hatte in meine Arbeit mit den Spielern, das gibt es nur beim FC Basel.» Eine Aussage, die tief blicken lässt in das Leben von professionellen Fussballtrainern. Und die selbst beim FCB in der letzten Saison zwischenzeitlich auch mal keine Gültigkeit hatte.

Doch was ist es denn, was den Beruf Trainer ausmacht in einer Zeit, in der die einstigen Übungsleiter immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit geraten? Da sie nicht mehr bloss für Trainingsplan und Aufstellung zuständig sind, sondern mindestens einen Plan haben müssen, besser aber noch gleich ein Konzept, an dem der gesamte Fussballclub genesen soll? Dieser Frage geht «Trainer!» nach, ein neuer Dokumentarfilm von Aljoscha Pause.

Trainer!

In Deutschland kommt der Film «Trainer!» am 13. Juni 2013 in die Kinos. In Freiburg läuft er am 15. Juni im Friedrichsbau. In der Schweiz wird der Film nicht in die Säle kommen. Die DVD mit dem Directors Cut wird aber ab dem 28. Juni auch in der Schweiz verkauft werden.

Der Grimme-Preisträger Pause hat drei deutsche Fussballlehrer während der Saison 2012/13 begleitet und zeigt, unter welchen Bedingungen in Deutschland auch in der 3. Liga gearbeitet wird. Trainer sind immer unter Beobachtung, werden ständig bewertet – und müssen sich und ihre Aktionen deswegen stets selbst reflektieren.

Zerrieben zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die drei Protagonisten des Films gehen höchst unterschiedlich mit dieser Situation um. André Schubert, dessen Geschichte dem Zuschauer schnell einmal sämtliche romantischen Vorstellungen über den FC St. Pauli austreibt, zerreibt es rasch zwischen Anspruchshaltung des Clubs und den Möglichkeiten, die das Spielermaterial hergibt, wie es im Fachjargon heisst.

Da, wo Schubert sich und seine Aktionen vielleicht etwas gar theoretisch zu unterfüttern versucht, gibt Stephan Schmidt beim SC Paderborn den Mann, der unbeirrt seinen Weg geht. Zweifel? Gibt es nicht. Die eigene Arbeit wird zum Erfolg führen, so lautet sein Mantra. Und wenn die Resultate fehlen, dann ist mit dieser Mannschaft einfach nicht mehr möglich. «Eines Tages werde ich in der 1. Bundesliga arbeiten, das ist Fakt», sagt Stephan Schmidt einmal. Und muss sich in der zweiten Liga trotzdem vom eigenen Präsidenten desavouieren lassen.

Und dann ist da noch Frank Schmidt, der eigentliche Star des Films, der mit dem 1. FC Heidenheim um den Aufstieg in die zweite Liga kämpft. Seit 2007 ist er Trainer der Heidenheimer, die mit ihm seither zweimal aufgestiegen sind. Und doch wird auch bei ihm von aussen alles hinterfragt, als die Aufstiegsplätze nach einem Zwischentief plötzlich zu entschwinden drohen.

Die grossen des Geschäfts sind bloss Zugabe

Wirkliche Trainer-Stars kommen nur als Interview-Schnippsel zwischen den Geschichten der drei Protagonisten vor. Was allerdings kein Verlust ist. So nahe, wie an Frank Schmidt in der Garderobe des 1. FC Heidenheim, wäre Filmemacher Pause bei Bundesliga Club in einem durch-orchestrierten Millionen-Unternehmen nie an den Trainer heran gekommen.

Logisch, dass in höheren Ligen die Medien noch mehr Druck ausüben, als sie es schon in Liga zwei und drei tun, wo zwischen dem besten Saisonstart aller Zeiten und der Krise auch bloss ein paar Wochen liegen. Die Emotionen aber, der Erfolgsdruck, die internen Querelen sowie die tägliche Arbeit auf dem Fussballplatz und daneben, die dürften sich auch in der 1. Liga nur wenig davon unterscheiden, was «Trainer!» zeigen kann.

Am Ende des Films haben zwei der drei Protagonisten ihren Job verloren – beim dritten liegen quasi Zentimeter zwischen Triumph und Niederlage. Das ist absolut sehenswert und bietet mehr Spannung als manch ein Spielfilm. Und es lässt die Zuschauer erahnen: Es kommt wohl viel weniger darauf an, was ein Trainer sagt, sondern viel mehr, wie er es sagt.

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