Ältere Autofahrer könnten durch gezielte Trainings in Fahrsimulatoren zu sichereren Verkehrsteilnehmern werden. Kognitive Funktionen wie Aufmerksamkeit, Informationsverarbeitung und geistige Flexibilität lassen sich im Simulator verbessern, wie eine Forschungsarbeit an der Universität Zürich ergab.
Der Neuropsychologe Gianclaudio Casutt führte für seine Studie Tests mit 88 Autofahrerinnen und -fahrern über 65 Jahren durch. Nach Trainings im Fahrsimulator legten die Probanden verbesserte Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsleistungen an den Tag, wie die Universität in ihrer Webzeitung „UZH News“ schreibt.
Sie zeigten flexibleres Verhalten, indem sie automatisierte Verhaltensweisen besser unterdrücken können. Diese Verbesserungen spiegelten sich auch in Veränderungen der Hirnaktivität nach dem Training wieder.
Für Fahreignung werden kognitive Funktionen selten geprüft
In der Schweiz müssen sich Personen ab dem 70. Altersjahr einer ärztlichen Kontrolle zur Fahreignung unterziehen, bei der insbesondere das Sehvermögen und der allgemeine körperliche Zustand getestet wird.
Seltener untersucht würden dagegen kognitive Funktionen, obschon diese im Alter zunehmend eingeschränkt seien und mindestens ebenso wichtige Voraussetzungen für sicheres Fahren darstellten, heisst es in der „UZH-News“-Meldung vom Freitag.
Ältere Fahrzeuglenker verursachten im Verhältnis zu den gefahrenen Kilometern mindestens ebenso viele Unfälle wie Neulenker. Bewusst oder unbewusst passten ältere Menschen ihre Fahrweise ihren abnehmenden kognitiven Ressourcen an, indem sie Fahrten im Regen, nachts oder zu Stosszeiten meiden.
Laut Casutt erhöht sich dadurch zwar deren Sicherheitsgefühl. Das Unfallrisiko werde aber nicht unbedingt kleiner. Mit zunehmender Fahrpraxis laufen die meisten Handlungen beim Fahren weitgehend automatisch ab. Weil die Leistungsfähigkeit des Gehirns altersbedingt abnehme, würden solche starren Automatismen problematisch.
Vernetzung im Gehirn stärken
Wenn beim Fahren etwas Unerwartetes passiere, sei die Person möglicherweise in ihrem automatisierten Verhalten „gefangen“ und könne nicht korrekt und schnell reagieren, wird Casutt in der Meldung zitiert.
„Die Gehirnareale, welche für schnelles und flexibles Verhalten sorgen, sind nicht mehr ausreichend gut vernetzt“, erklärt Casutt. Durch gezieltes Training kann nach Überzeugung des Neuropsychologen diese Vernetzung gestärkt werden.
Seine Forschungsergebnisse belegten das Potenzial des Fahrsimulators für Diagnostik und Training der Fahrsicherheit. Mit dem Fahrsimulator könnten wissenschaftlich begründete und objektive Testkriterien für die Fahreignung definiert werden.