Für den verletzten Höhlenforscher in Deutschland hat der lange Weg nach oben begonnen – fünf Tage nach seinem Unfall in der Höhle. Am späten Freitagnachmittag ging der Transport los, wie die Bergwacht in Berchtesgaden mitteilte.
«Transport startet jetzt», hiess es demnach um Punkt 17.28 Uhr über das spezielle Textnachrichtenprogramm, das der Bergwacht die Kommunikation mit dem Verletzten und seinem Arzt ermöglichen.
Der 52-jährige Forscher, der am Institut für Angewandte Physik des Karlsruher Instituts für Technologie als Techniker arbeitet, hatte am Sonntag durch einen Steinschlag ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten und ist seitdem in der Höhle in 1000 Metern Tiefe bei Berchtesgaden gefangen.
Nach Angaben der Bergwacht und der zuständigen Ärzte ist sein Zustand unverändert stabil. Er sei ansprechbar und kommunikationsfähig. Aber: «Der Patient ist noch lange nicht über den Berg, es können Komplikationen auftreten.» Eigentlich müsste er auf der Intensivstation liegen.
Wie lange der beschwerliche Aufstieg dauern wird, ist nach Bergwacht-Angaben unklar. Die Einsatzleitung rechnet mit mehreren Tagen. «Die bisherige Kalkulation mit einer Woche bleibt bestehen», sagte Stefan Schneider von der bayrischen Bergwacht in Berchtesgaden. Tendenziell könne es aber auch etwas länger dauern.
Internationale Rettungsmission
Die Bergung des verletzten Forschers hat sich zu einer internationalen Höhlenrettungsmission von bisher wohl einmaliger Dimension entwickelt. Spezialisten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien wurden zusammengezogen, um die logistisch äusserst anspruchsvolle Rettung des Mannes zu bewerkstelligen.
Die Riesending-Schachthöhle ist Deutschland längste und tiefste Höhle. Sie besteht aus engen Gängen, über hunderte von Metern fast senkrecht abfallenden Kaminen, unterirdischen Wasserläufen und unwegsamen Canyons, die sich über eine Länge von 19 Kilometern erstrecken.
Acht Teams von jeweils etwa vier Mann befinden sich in der Höhle. Sie kümmern sich um den Forscher, transportieren Ausrüstung sowie Nahrung zu den fünf für die Rettungsaktion auf verschiedenen Ebenen eingerichteten Biwakstationen und arbeiten an den Seilhilfen für den bevorstehenden Krankentransport.