«Trattoria Bar da Sonny»: In der Quartierbeiz wird wieder gejammt

Jazz lebt auch mitten im St. Johann – das zeigt die «Trattoria Bar da Sonny» seit rund fünf Jahren. In nächster Zeit sind bekannte Namen aus der Basler Szene, aber auch internationale Gäste zu erleben. Edith Piaf macht den Anfang: Während die Gäste von ihren Rotweingläsern aufschauen oder ihre Plaudereien beim Bier an der Theke […]

Anissa Damali tritt am 20. Februar in der «Trattoria Bar da Sonny» auf.

Jazz lebt auch mitten im St. Johann – das zeigt die «Trattoria Bar da Sonny» seit rund fünf Jahren. In nächster Zeit sind bekannte Namen aus der Basler Szene, aber auch internationale Gäste zu erleben.

Edith Piaf macht den Anfang: Während die Gäste von ihren Rotweingläsern aufschauen oder ihre Plaudereien beim Bier an der Theke kurz unterbrechen, stimmt die Chansonnière «La vie en rose» an. Die Stimme gehört der Kunsthistorikerin Alexandra: Mit Jazz Standards und Chansons von Charles Aznavour und einem Bolero von Pablo Milanés, sorgt sie für Stimmung im kleinen Lokal. Dabei kann sie auf tatkräftige Unterstützung von Namen aus der lokalen Jazzszene zählen: Mit Marco Nenniger am Kontrabass, dem Gitarristen Philipp Gloor und George Ricci an der Klarinette und am Tenorsaxophon, vermag sie auf engem Raum die Gäste zu packen.

Jazz von dieser Art ist nicht nur in Clubs oder sterilen Aulas zu hören – auch die Beiz gleich um die Ecke machts möglich: Die «Trattoria Bar da Sonny» an der Vogesenstrasse, setzt schon seit rund fünf Jahren auf dieses Konzept. Der Koch und Gründer des Lokals, der bei seinen Gästen einfach als Sonny bekannt ist, hat mit dieser Idee eine Lücke ausfindig gemacht – schliesslich sind Restaurants, welche regelmässig Live-Musik bieten, in Basel spärlich gesät.

Vom Geheimtipp zur bewährten Jazz-Adresse

Dabei ist in den letzten Jahren eine stattliche Gruppe an musizierenden Stammgästen zusammengekommen: Die Sängerin Alexandra etwa tritt immer wieder bei Sonny auf. Zunächst war sie Zuhörerin an einer der vielen Jazz-Sessions, dann beschloss sie, selbst das Mikrophon zur Hand zu nehmen. Mittlerweile tritt sie immer wieder zusammen mit Berufsmusikern auf.

Bekannte Köpfe aus der lokalen Jazzszene wie Thomas Moeckel, Cédric Gschwind, Dominik Schürmann, Muhi Tahiri, Nina Bradlin, Bodo Maier und viele andere waren auch schon bei Sonny zu Besuch. Ob Jazzschulstudenten, diplomierte Musiker, Laien oder Durchzüglern aus dem Ausland: Die Eckbeiz im St. Johann hat sich in den letzten paar Jahren zu einer festen Adresse für Live-Musik gemausert.

Mit Piaf, Aznavour und Jazz-Standards: Die Sängerin Alexandra (hier in Begleitung des Gitarristen Philipp Gloor) ist bereits ein Stammgast im St. Johann.

Mit Piaf, Aznavour und Jazz-Standards: Die Sängerin Alexandra (hier in Begleitung des Gitarristen Philipp Gloor) ist bereits ein Stammgast im St. Johann. (Bild: Pierre Pallez)

Alles begann im Jahr 2010: Zusammen mit dem frisch nach Basel gezogenen kanadischen Pianisten Eric Gilson wurden die Sonny-Sessions in Leben gerufen. Dabei wird kein Eintritt verlangt – ein freiwilliger Unkostenbeitrag ist üblich. Der Platz ist beschränkt, was umso mehr Jazz-Ambiente aufkommen lässt. «Es ist hier einfach heimelig», meint Alexandra.

Die Chansonnière eröffnete letzten Donnerstag die Konzertreihe. Weiter geht es am 20. Februar mit der brasilianischen Sängerin Anissa Damali. Auch sie stiess einst spontan zu einer Session dazu, nun tritt sie mit ihrer Band auf. Am 6. März dürfte die Beiz zum Dampfbad werden. Jaro Milko wird mit Prekmurski Kavbojci (in einer kleineren Formation) im Restaurant einheizen.

Auch hier: Lärmklagen

Überhaupt ist bei Sonny der Begriff «Jazz-Session» sehr weit gefasst: Eine italienische Opernsängerin und eine Pianistin aus Bulgarien kommen mit ihrem neuen Programm mit dem Titel «Pardon my English» zu Besuch. Im Mai soll dann die serbische Roma-Rockband Kal, welche sich im Bereich Weltmusik einen Namen gemacht hat, an der Vogesenstrasse Halt machen.

Chansons zur Eröffnung der neuen Konzertreihen: Die Sängerin Alexandra, zusammen mit Marco Nenniger am Kontrabass und George Ricci an der Klarinette.

Chansons zur Eröffnung der neuen Konzertreihen: Die Sängerin Alexandra, zusammen mit Marco Nenniger am Kontrabass und George Ricci an der Klarinette. (Bild: Pierre Pallez)

Fast jede Woche Live-Musik im Quartier anzubieten ist keine einfache Angelegenheit: Beschwerden von Anwohnern bereiteten den Sonny-Sessions beinahe ein Ende. Eine Zeit lang gab es nämlich zu jeder Session eine Grillparty im Freien. «Obwohl wir die Nachbarschaft stets auf einen Drink eingeladen haben und um 22 Uhr das Konzert beendeten, hatten wir stets einen Polizeibesuch», erinnert sich die Wirtin Margarita Antoni. Einmal rief sogar schon jemand um 18 Uhr an: «In der Nacht darauf wurde bei uns eingebrochen», erzählt Margarita Antoni. Daraufhin wurden bei Sonny Konsequenzen gezogen und die Sessions ganz nach innen verlagert.

Inzwischen haben sich diese Probleme etwas gelegt und die Konzerte konnten sich hinter verschlossenen Türen halten. Mittlerweile gehören sie zum Inventar des Kulturangebots im Quartier. Wie es sich für ein Jazzkonzert im familiären Rahmen gehört, macht eben gerade das Ungeplante den Reiz aus: «Oft kommen Jazzer für ein Drink dazu und machen bei dem Gig spontan mit», sagt Margarita Antoni.

Die Konzerte finden einmal wöchentlich in der Trattoria Bar da Sonny an der Vogesenstrasse 96 statt. Das vollständige Programm der «Sonny Session» ist hier abrufbar.

 

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