Trauer um Daniel Josefsohn – Fotograf stirbt im Alter von 54 Jahren

Seine MTV-Plakatkampagne aus den 90ern war legendär: Junge Frauen schauen provokant in die Kamera, auf den Aufnahmen prangen Bezeichnungen wie «Miststück». Nun ist der Fotograf Daniel Josefsohn gestorben.

Der Fotograf Daniel Josefsohn, der mit seiner «Miststück»-Plakatkampagne die Ästhetik der 1990er mitprägte, ist mit 54 Jahren gestorben. (Bild dpa) (Bild: sda)

Seine MTV-Plakatkampagne aus den 90ern war legendär: Junge Frauen schauen provokant in die Kamera, auf den Aufnahmen prangen Bezeichnungen wie «Miststück». Nun ist der Fotograf Daniel Josefsohn gestorben.

Er starb am Samstagmorgen mit 54 Jahren in Berlin, wie seine Agentin der Deutschen Presse-Agentur am Sonntag sagte. Die Todesursache war zunächst noch unklar. Josefsohn war seit einem Schlaganfall 2012 halbseitig gelähmt. Er hinterlässt seine Lebensgefährtin Karin Müller und ihren gemeinsamen sechs Jahre alten Sohn.

Der in Berlin lebende Fotograf wurde einem grossen Publikum bekannt, als er Mitte der 90er Jahre die Plakatkampagne «Miststück» für den Musiksender MTV gestaltete: Junge Frauen schauen lasziv und provokant in die Kamera. Auf den schwarz-weiss Aufnahmen prangen Aufschriften wie «Eingebildete Kuh», «Konsumgeile Göre» oder eben «Miststück».

Ausserdem arbeitete Josefsohn für die Pop-Magazine «Tempo» und «Jetzt». Von 2010 an war er für zwei Jahre Kreativdirektor der Berliner Volksbühne. Im November 2012 erlitt er den Schlaganfall.

Provokation und Humor

Von 2014 an dokumentierte der Künstler für das «Zeit»-Magazin gemeinsam mit seiner Freundin ein Jahr lang in einer Foto-Kolumne sein Leben vor und nach dem Hirnschlag. Die Reportage wurde mit dem LeadAward ausgezeichnet.

Der Hatje Cantz Verlag, bei dem Josefsohn 2014 ein Best-of der Bilder aus seiner «Zeit»-Magazin-Kolumne veröffentlichte, schrieb zu dem Bildband, der Fotograf habe «in den vergangenen Jahren die Gratwanderung zwischen Provokation und Humor, zwischen ironischer Setzung und politischer Anstiftung genau austariert, um unbequem zu sein und genau dafür geliebt zu werden».

Noch bis vor kurzem gearbeitet

Die Nachricht vom Tod Josefsohns löste Betroffenheit und Trauer aus. «Die Lücke, die sein früher Tod reisst, ist unermesslich», sagte Vasco Boenisch, Dramaturg des Kunstfestivals Ruhrtriennale. «Zu speziell waren seine Bildideen, zu liebenswürdig war er selber, der Kindskopf, Visionär, Weltklassefotograf.»

Josefsohn hatte für die gerade gestartete Saison der Ruhrtriennale 2016 einen Meisterkurs für junge Fotografen gegeben. Ausserdem fotografierte er selbst für das Projekt «Bude Bett Bargeld».

Der Satiriker Jan Böhmermann, den Josefsohn ebenfalls für das «Zeit»-Magazin fotografierte, twitterte: «Auf Wiedersehen, Daniel Josefsohn!»

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