Trauerfeier in Giglio am Jahrestag des Costa-Concordia-Unglücks

Trauer und Tränen auf Giglio: Am ersten Jahrestag der „Costa Concordia“-Katastrophe mit 32 Toten haben die Angehörigen bei einer bewegenden Zeremonie der Opfer gedacht. Direkt an der Unglücksstelle wurde am Sonntag ein Felsen mit einer Gedenktafel ins Meer gelassen.

Eine Gedenktafel mit den Namen der Toten erinnert an das Schiffsunglück (Bild: sda)

Trauer und Tränen auf Giglio: Am ersten Jahrestag der „Costa Concordia“-Katastrophe mit 32 Toten haben die Angehörigen bei einer bewegenden Zeremonie der Opfer gedacht. Direkt an der Unglücksstelle wurde am Sonntag ein Felsen mit einer Gedenktafel ins Meer gelassen.

Danach beteten die Familien bei einem Gottesdienst für die Toten. „Gib den Opfern, die ihr Leben verloren haben, Frieden“, hiess es in den Fürbitten. Die Öffentlichkeit war von der Messe in der Kirche Santi Lorenzo e Mamiliano ausgeschlossen. Der Gottesdienst wurde aber auf eine grosse Leinwand im Hafen übertragen.

Bischof Guglielmo Borghetti dankte den Bewohnern von Giglio, die in der Unglücksnacht zum Hafen geeilt waren, um den mehr als 4000 Schiffbrüchigen zu helfen. Einige hatten sich nur durch den Sprung ins eiskalte Wasser retten können. In der Kirche hatten damals viele von ihnen Zuflucht gefunden.

Künftig sollen auf der toskanischen Insel Gedenktafeln an die Opfer erinnern. Auf goldenem Untergrund sind die Namen der 32 Toten und der Umriss einer Muschel eingraviert. „Die Spirale der Muschel ist wie das Leben“, sagte der Künstler Cesare Scarfo‘. „Man weiss nicht, wo es anfängt, und man weiss nicht, wo es aufhört.“ Eine weitere Plakette erinnert an die Hilfsbereitschaft der Inselbewohner.

Felsen wieder versenkt

Am Vormittag brachte eine Fähre Angehörige und Überlebende zur Unglücksstelle auf dem Meer, wo sie Blumen ins Wasser warfen. Zudem wurde ein Felsen, der bei der Kollision im Rumpf des Schiffs stecken geblieben war, an seinem ursprünglichen Ort im Meer versenkt.

Auf ihm war eine Gedenktafel an das Unglück angebracht worden. Als der Felsbrocken ins Wasser gelassen wurde, ertönte 32 Mal das Schiffshorn.

Am Abend wurde ein klassisches Konzert gegeben. Nur wenige Meter von dem Wrack des Schiffes entfernt legten die Anwesenden um 21.45 Uhr eine Schweigeminute ein. Um genau diese Uhrzeit hatte das Schiff vor einem Jahr einen Felsen vor der Küste der Insel gerammt. Danach beteten die Menschen gemeinsam, die Sirenen der Fischerboote im Hafen heulten und die Menschen liessen leuchtende Lampions in den dunklen Nachthimmel aufsteigen.

Umweltminister fordert Konsequenzen

Vorwürfe gegen den Kapitän der Costa Concordia, Francesco Schettino, wurden in Giglio laut. „Die Verantwortlichen werden streng bestraft werden“, versprach Italiens Umweltminister, Corrado Clini, der ebenfalls nach Giglio gekommen war. „Dieses Unglück lehrt uns, dass Oberflächlichkeit und Inkompetenz manchmal unterschätzt werden – dabei sind das zwei sehr schlimme Risiken.“

Schettino wird vorgeworfen, am Unglücksabend zu nah an die Küste herangefahren zu sein. Zudem hatte er sein Schiff mitten während der Evakuierung verlassen. Gegen den Kapitän – in den Medien oft „Kapitän Feigling“ genannt – und neun weitere Verdächtige laufen derzeit Verfahren wegen Totschlags; ein Prozess wird wohl aber erst in einigen Monaten starten.

Schettino schiebt Schuld an Crew ab

Der beschuldigte Kapitän Schettino beteuerte in einem Fernsehinterview von Sonntag erneut seine Unschuld. Er machte Fehler seiner Crew für das Kentern des Schiffes verantwortlich.

Der indonesische Steuermann habe eines seiner auf Englisch gegebenen Kommandos falsch verstanden. „Wenn der Steuermann richtig verstanden hätte, wäre das Schiff vorbeigefahren und nichts wäre passiert.“

Zudem habe ihn der Diensthabende am Radar nicht gewarnt, „dass wir Land vor uns hatten. Man hat mir gesagt, alles wäre in Ordnung“. Sämtliche Schuld sei auf ihn abgewälzt worden, weil er den Angaben gefolgt sei, die ihm gemacht wurden, beklagte sich Schettino.

Den Hinterbliebenen der Opfer versicherte er, dass auch er um die Toten trauere. „Seit dem 13. Januar 2012 und bis zum Ende meines Lebens werde ich in meinem Herzen eine sehr persönliche Verbindung zu den Familien der Opfer haben.“

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