Lebensversicherer sollen aus der beruflichen Vorsorge weniger Gewinn machen können, und zwar zu Gunsten der Versicherten. Das verlangt der Arbeitnehmer-Dachverband Travail.Suisse.
Travail.Suisse errechnet jedes Jahr, wie viel Gewinnanteil die Versicherungen via Legal Quote erhalten. 2014 waren es 686 Millionen Franken. Private Lebensversicherungen, die Sammeleinrichtungen für die berufliche Vorsorge rückdecken, dürfen gemäss Gesetz maximal 10 Prozent des Überschusses aus diesem Geschäft einbehalten.
Fast 5 Milliarden in zehn Jahren
Mindestens 90 Prozent – die Legal Quote oder Mindestquote – müssen den Versicherten zugute kommen. Seit 2005 hätten die Versicherungen gegen 5 Milliarden Franken an Gewinn aus der zweiten Säule erwirtschaftet, moniert Travail.Suisse in einer Mitteilung vom Montag.
Das Nachsehen haben laut Travail.Suisse Angestellte, die einer Sammelstiftung eines Lebensversicherers angeschlossen sind. «Für sie sind es verlorene Milliarden, welche nicht zur Sicherung der Renten zur Verfügung stehen», sagte Matthias Kuert, Leiter Sozialpolitik von Travail.Suisse, laut Medienmitteilung.
Von den 1,1 Milliarden Franken Gewinnen, die Lebensversicherer 2014 erwirtschaftet hätten, stammten fast zwei Drittel aus einer Sozialversicherung, machte Kuert geltend. Der Begriff «Überschuss» sei gesetzlich nicht klar definiert. Deshalb fliesse mehr Geld an Lebensversicherer als das Parlament ursprünglich vorgesehen habe.
«Mindestens 200 Millionen Franken weniger»
Travail.Suisse verlangt, dass die Versicherten mindestens 95 Prozent des Ertrages der Versicherungen aus der zweiten Säule erhalten sollten. «Die Versicherer würden im Bereich, welcher der Mindestquote untersteht, mindestens 200 Millionen Franken weniger verdienen», liess sich Travail.Suisse-Präsident Adrian Wüthrich im Communiqué zitieren.
Travail.Suisse hofft dabei auf den Nationalrat, der als zweite Kammer die Reform der Altersvorsorge beraten und sich dabei auch mit der Legal Quote befassen wird. Der Bundesrat schlägt vor, die Beteiligung der Versicherten auf 92 Prozent zu erhöhen.
Zunächst hatte er gar 94 Prozent beantragen wollen, gab aber den Druck der Versicherer nach. Der Ständerat entschied jedoch, bei den geltenden 90 Prozent zu bleiben.
Ohne eine Korrektur auf 95 Prozent werde die Versicherungsindustrie zur Hypothek für die Akzeptanz der Altersvorsorgereform, sagte Wüthrich. Werde den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit der Reform viel zugemutet, sollten auch die Aktionäre von Lebensversicherern weniger Geld der Versicherten bekommen.
Höhere Mindestquote bring mehr Sicherheit
Nicht bestehen kann für Travail.Suisse das Argument, dass eine tiefere Mindestbeteiligung für die Versicherten Versicherungen solventer mache. Im Gegenteil: Für mehr Sicherheit müsse die Quote zu Gunsten der Versicherten erhöht werden.
Das schaffe Anreiz, nötige Rückstellungen zu tätigen statt Geld an die Aktionäre auszuschütten. «Rückstellungen werden nämlich zum Anteil der Mindestquote gezählt, welcher den Versicherten zugutekommt», sagte Wüthrich.