Unternehmensberater sehen in deutschen Betrieben einen «Trend zu unmoralischerem Verhalten». In einer Umfrage sagte rund die Hälfte der Befragten, es gebe wie bei VW auch in anderen Firmen eine ähnlich problematische Firmenkultur, die keinen Widerspruch duldet.
Bestimmte Branchen sind demnach besonders gefährdet, weil dort auch die Möglichkeiten der Digitalisierung genutzt werden könnten, wie aus der Umfrage der Personalberatung LAB & Company für die «Süddeutsche Zeitung» hervorgeht. Betrugsanfällig halten der Umfrage zufolge drei von vier Befragten Versicherungen, gefolgt von Banken (53 Prozent) und der Automobilindustrie samt Zulieferern (45 Prozent). Befragt wurden 308 Berater.
Es gebe einen «zunehmenden Realitätsverlust bei Top-Managern, der sich in Überheblichkeit und unangemessenem Verhalten äussert», schreibt laut «Süddeutsche» ein befragter Unternehmensberater. Diese Aussage teilen laut Umfrage 69 Prozent seiner Kollegen. Zielvorgaben würden nach unten weitergereicht, ohne zu bedenken, wie dies organisatorisch umgesetzt werde.
Der gesteigerte Kostendruck führe dazu, dass Mitarbeiter die Vorgaben durch allzu kreative Lösungen einhielten, zitierte die «Süddeutsche» einen weiteren Berater. Als Grund für solche Entwicklungen nennen 61 Prozent der Befragten den steigenden Druck, den Aktionäre und Investoren auf das Management ausübten. 58 Prozent der Berater machen laut Bericht den erhöhten Wettbewerbsdruck durch die Globalisierung verantwortlich.
Wichtigste Massnahme gegen Manipulationen und Betrügereien in Betrieben ist nach Meinung von 78 Prozent der Befragten eine Unternehmenskultur, die Kritik und Widerspruch nicht nur zulässt, sondern auch befürwortet, wie die Umfrage ergab.
In einer angsterfüllten Unternehmenskultur bleibe Ehrlichkeit zwangsläufig auf der Strecke, sagte Marcel Ramin Derakhchan von LAB & Company der «Süddeutschen». Die Verwaltungsräte müssten bei der Auswahl von Führungskräften stärker als bisher auch auf deren moralische Integrität achten, forderte er.