Trommelfell gerissen? Zum Glück gibts Walti Büchler und sein Team

Eine kaputte Trommel hat das Potenzial, einem die Fasnacht zu verderben. Tambouren wissen aber, was sie in einem solchen Fall zu tun haben – ins «Trommelspital» gehen nämlich.

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Eine kaputte Trommel hat das Potenzial, einem die Fasnacht zu verderben. Tambouren wissen aber, was sie in einem solchen Fall zu tun haben – ins «Trommelspital» gehen nämlich.

Stellen Sie sich vor, Sie sind Tambour und merken kurz vor dem Cortège, dass das Fell Ihrer Trommel gerissen ist. Oder die Trommel klingt nach dem Morgestraich plötzlich nicht mehr, wie sie sollte. Oder aber Sie haben Ihre «Schlegel» bei der Zibelewaie vergessen, und sind jetzt gerade ein bisschen aufgeschmissen. 

Kein Grund zu hyperventilieren: Hilfe ist nah. Mitten in der Altstadt, in der Schneidergasse, hat sich ein Team aus Trommelbauern eingerichtet. Während der drei Fasnachtstage bieten Walti Büchler und seine Mannschaft den Fasnächtlern einen «Reparaturservice für alle Notfälle» an. Ihr eigenes Lokal befindet sich an der Allschwilerstrasse beim Brausebad. Da dieses für die Fasnacht zu wenig zentral ist, dürfen er und sein Team den «Basel Tattoo Shop» nutzen.

«Bi glainere und grössere Unfäll sin mir au an dr Fasnacht für Euch do. An dr Schnydergass 27 wird repariert, gschränggt und Zuebehör verkauft», preist Büchler Trommelbau den Service auf der eigenen Website an. 

Bitte einmal schränken

Und dieser Service ist gefragt. Bereits nach dem Morgestraich kamen die ersten Tambouren vorbei, erzählt Walti, obwohl er theoretisch erst um zehn Uhr öffnet. «Aber kaum war hier drinnen Licht, kamen die Leute.»

Und gegen Montagmittag haben sich bereits mehrere Trommeln in der improvisierten Werkstatt angesammelt. An ihnen hängen grüne Auftragszettel, auf den meisten steht: «1x schränken». Walti hat gerade eine der Trommeln in die Presse eingespannt und macht sich daran, eben dies zu tun. Dazu presst er die Trommel mit viel Druck zusammen und zieht dann von Hand die Seile nach. «Ist keine grosse Sache, braucht aber ziemlich viel Kraft», sagt er, während er sich auf seinem Hocker zurücklehnt und sein ganzes Körpergewicht einsetzt.




Grün, grün, grün glänzt der Auftragszettel. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Regen macht Trommeln zu schaffen

Als die Seile straff gezogen und gespannt sind, schlägt er dreimal kurz mit einen Schlegel auf das Polyesterfell der Trommel und weiss sofort: Da stimmt etwas nicht. Nachdem er das Schränk-Prozedere ein zweites Mal durchgeführt hat, wird der Ton ein bisschen besser – für einen Laien ist der Unterschied kaum hörbar. Viel mehr kann Walti aus diesem Fell nicht mehr herausholen: «Es ist nass geworden. Es müsste eigentlich gewechselt werden.»

Wenn die Wetterbedingungen so bescheiden sind wie dieses Jahr, sind nasse Trommeln das grösste Problem der Tambouren. Oft kleben die Saiten, die unten am Instrument verlaufen, an der Trommel und können deshalb nicht richtig schwingen.  «Naturfelle gehen bei diesem Wetter sowieso gar nicht. Aber auch bei Kunstfellen wird es schwierig.»

Zwölf Trommeln hat das Team am ersten Fasnachtsmorgen schon repariert. Der Chef rechnet mit 30 bis 40 Aufträgen pro Tag. Die meisten Tambouren kommen vor dem Cortège oder dem Abendessen vorbei.




Meister am Werk: Wenn Walti Büchler gerade nicht repariert, macht er selber Fasnacht. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Für das dreiköpfige Trommelbau-Team heisst das Schichtbetrieb. Denn alle drei sind ebenfalls aktive Fasnächtler. Trommelt der eine am Cortège, übernimmt der andere das Reparieren. Früher habe man den Service nur alle zwei Jahre angeboten. «Wir wollten alle zwei Jahre unbeschwert Fasnacht machen können. Aber unser Angebot wird sehr geschätzt, deshalb werden wir unseren Service künftig jedes Jahr anbieten.»

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