Tropische Stürme an Pazifik- und Golfküste haben in Mexiko grosse Verwüstungen angerichtet. Den Badeort Acapulco mussten tausende Touristen über eine Luftbrücke verlassen.
Die Stadt war infolge des Tropensturms «Manuel» überschwemmt und weitgehend von der Aussenwelt abgeschnitten worden. Militär- und Zivilflugzeuge flogen auch in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) hunderte Touristen aus dem Katastrophengebiet aus. Etwa 2750 Feriengäste seien allein bis zum Dienstagabend ausgeflogen worden, teilte Verkehrsminister Gerardo Ruiz Esparza mit.
Die Behörden schätzen, dass rund 40’000 hauptsächlich aus der mexikanischen Hauptstadt kommende Touristen in Acapulco an der Pazifikküste im südwestlichen Bundesstaat Guerrero festsitzen. Viele Menschen hatten das verlängerte Wochenende des mexikanischen Unabhängigkeitstags am Montag für einen Kurztrip nach Acapulco genutzt.
Zahlreiche Hotels in dem Badeort waren nach dem Sturm ohne Strom und Wasser. Mehr als die Hälfte der Stadt war überschwemmt – zum Teil stand das Wasser drei Meter hoch. An einigen Stellen wurden Krokodile an Land geschwemmt, was die Rettungsarbeiten erschwerte. Einige Bewohner warteten auf den Dächern ihrer Häuser stundenlang auf Hilfe.
Wegen Überflutungen und Erdrutschen waren auch die wichtigsten Zufahrtsstrassen blockiert, das Flughafen-Terminal stand unter Wasser. Die Passagiere mussten direkt auf die Pisten gebracht werden.
Wohl keine Schweizer unter Geschädigten
Schweizerinnen und Schweizer wurden offenbar nicht in Mitleidenschaft gezogen. Bei den grossen Reiseveranstaltern Kuoni, TUI und Hotelplan Suisse hiess es am Mittwoch auf Anfrage, in Acapulco hielten sich derzeit keine Kunden auf. Auch das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) verlautete, bisher hätten sich keine direkt Betroffenen gemeldet.
Mindestens 57 Menschen kamen bei Überschwemmungen und Erdrutschen landesweit ums Leben, wie Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong am Dienstagabend (Ortszeit) sagte. Der Leiter des Zivilschutzes, Luis Felipe Puente, sprach von einem nationalen Notstand. Im ganzen Land mussten rund 39’000 Menschen ihre Häuser verlassen und Schutz in Notunterkünften suchen.
Der Verband der Bauunternehmer rechnet allein mit Strassenschäden in Höhe von 40 Milliarden Peso (2,8 Mrd. Franken), wie die Zeitung «Reforma» berichtete.
Plünderungen in Acapulco
In Acapulco kam es ausserdem zu Plünderungen, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Menschen holten Nahrungsmittel, aber auch Fernsehgeräte und Kühlschränke aus einem Grossmarkt. Soldaten und Polizisten griffen nicht ein.
Ein schnelles Ende der Probleme ist nicht in Sicht. Laut Innenminister Osorio Chong dürfte es zwei bis drei Tage dauern, bis die Zufahrtsstrassen zum Badeort freigeräumt sind.
Am Wochenende hatte zunächst der Tropensturm «Manuel» die Pazifikküste im Westen des Landes erreicht, wenig später wütete der Tropensturm «Ingrid» an der Golfküste im Osten. Nach Schätzungen der Behörden bekamen rund 80 Prozent des Landes mehr oder weniger drastisch die Auswirkungen der beiden Unwetter zu spüren.