Konjunkturforscher sehen die Schweizer Konsumenten derzeit ausgesprochen optimistisch. Aber beim Schweizer Detailhandel kommt dies kaum an. Insgesamt liegt das Weihnachtsgeschäft 2016 auf dem Niveau des Vorjahres, das jedoch auch schon sehr verhalten war.
Migros und Coop sowie die Warenhäuser Globus, Loeb oder Coop City zeigen sich gegenüber der Nachrichtenagentur sda «zufrieden» mit dem Weihnachtsgeschäft, das für die Warenhäuser mit rund 30 Prozent des gesamten Jahresumsatzes zu Buche schlägt. Bei Coop macht das Weihnachtsgeschäft im Retail über 10 Prozent des Jahresumsatzes aus. Migros macht keine Angaben.
Dort heisst es, das Weihnachtsgeschäft habe in den letzten drei Wochen deutlich angezogen. «Somit können wir sagen, dass das Weihnachtsgeschäft insgesamt gut gelaufen ist», sagt Migros-Sprecherin Monika Weibel. Auch Ramon Gander von Coop sagt, man sei mit den Weihnachtverkäufen zufrieden.
Bei Globus sei vor allem der November gut verlaufen, während die Zahlen im Dezember stagniert hätten. «Wir liegen mit dem Weihnachtsgeschäft insgesamt auf Vorjahresniveau», sagt Sprecherin Marcela Palek. Für Manor sei es noch zu früh für eine Bilanz, heisst es auf Anfrage.
Keiner der angefragten Detailhändler nennt jedoch konkrete Zahlen und unisono sprechen sie von einem «generell anspruchsvollen Marktumfeld». Sie beklagen den Einkaufstourismus und die wachsende Bedeutung des Onlinehandels. Und so schwingt bei der geäusserten Zufriedenheit mit, dass es auch viel schlimmer hätte kommen können.
Bemerkenswert vor diesem Hintergrund ist, dass Konjunktur- und Marktforscher zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts einen starken Anstieg der Konsumentenstimmung nach mehr als einem Jahr Durststrecke festgestellt hatten.
Frage nach Konsumentenstimmung
So vermeldete das Marktforschungsinstitut Nielsen für das dritte Quartal einen Anstieg des Indexes zum Konsumentenvertrauen um erstaunliche sechs Punkte. Daraus leitete Nielsen ab, dass ein gutes Weihnachtgeschäft bevorstünde. Auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und die Grossbank UBS mit ihrem Konsumindikator meldeten Anfang Dezember eine verbesserte Konsumentenstimmung.
Demgegenüber gibt Loeb-Chef Ronald Christen offen zu: «Wir haben im Weihnachtsgeschäft das Vorjahresniveau nur mit Mühe erreicht.» Den Ergebnissen der Konjunkturforscher setzt er entgegen, dass er die Konsumenten nach wie vor als verunsichert erlebt.
Die politische Grosswetterlage mit der Angst vor terroristischen Anschlägen oder dem Brexit-Votum der Briten drückte die Stimmung. Und solche «Verunsicherung ist Gift für den Detailhandel», sagt Christen.
Hinzu komme, dass Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten das Vertrauen in die Preisgestaltung des Detailhandels verloren hätten – «eine Nachwirkung des Euro-Schocks», so Christen.
Händler sprechen Emotionen an
Erscheinungen wie den Einkaufstourismus oder die zunehmende Bedeutung des Online-Handelskanals hält Christen jedoch für Realitäten, an denen der Schweizer Detailhandel nicht mehr vorbeikomme.
«Der Verunsicherung der Konsumenten können wir aber eigene Werte entgegensetzen», sagt Christen. So versuche das Warenhaus Loeb als Familienunternehmen und als Kleiner zwischen den Grossen beispielsweise das Vertrauen der Stammkunden in die Preisgestaltung zu gewinnen.
Auch das Warenhaus Globus versucht, die Konsumenten bei ihrer Stimmung abzuholen. So sollen unattraktive Sortimente auf den Online-Kanal verlagert werden, damit in den Warenhäusern Platz für mehr Erlebnis entsteht, beispielsweise Gastronomie-Zonen oder mehr Dienstleistungen.