Die Dschihadisten im Norden Malis setzen offenkundig auf einen Guerilla-Krieg. Für die Franzosen scheinen die Angriffe der vergangenen Tage aber nur ein verzweifeltes letztes Aufbäumen zu sein. Präsident François Hollande will im März die ersten Soldaten abziehen.
Hollande habe eine Truppenreduzierung ab März bestätigt, „wenn alles wie vorgesehen läuft“, sagte eine Regierungssprecherin am Mittwoch. Hollande äusserte sich bei einer Kabinettssitzung vor seinen Ministern, wie Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem mitteilte.
Frankreich werde „nicht dauerhaft“ in Mali bleiben und habe das auch immer wieder betont, sagte sie. Die Afrikaner und die Malier selbst müssten Garanten für die Sicherheit und die territoriale Integrität des Landes sein.
Zuvor hatte bereits Aussenminister Laurent Fabius einen Rückzug ab März angekündigt, diesen aber auch mit der Bedingung verknüpft, dass „alles wie geplant verläuft“.
Dem Verteidigungsministerium Jean-Yves Le Drian zufolge sind derzeit 4000 französische Soldaten in Mali im Einsatz und damit fast doppelt so viele wie ursprünglich geplant. Mehr Soldaten sollen es nicht mehr werden. Truppen der Westafrikanischen Staatengemeinschaft ECOWAS sollen die Franzosen bald ablösen.
Frankreich beantragte beim UNO-Sicherheitsrat am Mittwoch, Blauhelmsoldaten zu einer Friedensmission nach Mali zu schicken, wie der französische UNO-Botschafter Gérard Araud in New York sagte.
„Mehrere Hundert Islamisten getötet“
Frankreich hatte am 11. Januar militärisch in Mali eingegriffen und mit malischen Soldaten den Vormarsch der Islamisten gestoppt. Zusammen nahmen sie praktisch kampflos die wichtigsten Städte im Norden ein, nachdem die militanten Islamisten aus ihren Hochburgen geflüchtet waren.
Seit dem Beginn des Einsatzes wurden laut Le Drian „mehrere Hundert Islamisten“ getötet. Am Mittwoch sprach er im Sender Europe 1 von einem „richtigen Krieg“ in Mali, in dem es „einige leicht Verletzte“ auf französischer Seite gab. Zu Beginn des Einsatzes war ein französischer Helikopterpilot getötet worden.
Le Drian musste auch zugeben, dass sich zuletzt eine Guerilla-Taktik der Dschihadisten mit verstärktem Widerstand abzeichnete. Seitdem Soldaten in der Umgebung der befreiten Städte mit Patrouillen begonnen hätten, gebe es Zusammenstösse mit kampfbereiten Islamisten-Gruppen, sagte er.
So hätten in der Region Gao Aufständische am Vortag Raketengeschosse abgefeuert. Zudem gebe es weiter jede Nacht Luftangriffe gegen islamistische „Trainingszentren oder Ansammlungen von Pick-ups islamistischer Gruppen“ in Mali.
Pakt mit Tuareg-Bewegung
Ein Armeeoffizier berichtete derweil von Verhandlungen zwischen der Tuareg-Bewegung MNLA und Islamisten, die sieben französische Geiseln in der Gebirgsregion bei Kidal gefangen halten sollen. „Frankreich und die MNLA haben einen Pakt geschlossen, der auf gegenseitigen Interessen beruht“, sagte er. „Ich denke, Frankreich tut das, um seine sieben Landsleute zu lokalisieren.“
Eine weiterhin konfliktreiche Region ist die Stadt Kidal und Umgebung im Norden des Landes. Am Dienstag waren Truppen aus dem Tschad in die Stadt einmarschiert. Nach Angaben aus Paris waren die Franzosen aber weiterhin für die Kontrolle des Flughafens von Kidal zuständig.
Die dort verbliebenen Islamisten sagten den Franzosen aber ihre Unterstützung im Kampf gegen die „Terroristen“ in der Region zu. Die nach eigenen Angaben gemässigten Islamisten sind zu Gesprächen mit der Regierung in Bamako bereit.