Obwohl in einigen Kantonen die Krankenkassenprämien 2015 stark steigen, werden auch dieses Jahr nur wenige Versicherte die Kasse wechseln. Die Schmerzgrenze liegt bei vielen Versicherten bei einem Aufschlag von 5 Prozent.
«Ab einer Prämienerhöhung von 5 Prozent erhöht sich die Bereitschaft, die Krankenversicherung zu wechseln, um 39,7 Prozent», schreibt der Internetvergleichsdienst bonus.ch am Mittwoch in einer Mitteilung. Würden die Prämien um über 10 Prozent erhöht, zeigten sich gar 72,3 Prozent der Versicherten bereit, zu wechseln.
Der Vergleichsdienst beruft sich dabei auf Stichproben aus rund 50’000 Offertanfragen. Zudem wurden Suchanfragen zu Krankenkassenprämien auf diversen Suchmaschinen im Internet analysiert. Diese stiegen demnach in diesem Jahr um 54,5 Prozent.
«Seit fünf Jahren steigt und fällt dieses Volumen proportional zur Kurve der Prämienerhöhungen.» Das zeige, dass die Schweizer und Schweizerinnen sich zum Thema informierten.
Treue Schweizer
Dennoch bleiben die meisten auch nach einer starken Prämienerhöhung bei ihrer alten Kasse, obwohl die Leistungen der Grundversicherung überall die gleichen sind.
Bei einer früheren Umfrage hätten die Befragten dies unter anderem mit Kundentreue begründet, und dass der Kundenservice bei der alten Kasse besser sei. Ebenfalls eine Rolle spielten die «starke Abhängigkeit» zwischen der Grund- und Zusatzversicherung und «typisch schweizerisch, die Angst vor Veränderung».
Grosses Sparpotenzial
Dass viele Versicherte Grund zum Wechseln hätten, legte der Internetvergleichsdienst comparis.ch dar. Demnach könnten 92 Prozent der Erwachsenen Prämien sparen, wenn sie zu einer günstigeren Krankenkasse mit dem gleichen Modell und gleicher Franchise wechseln.
Dies gelte insbesondere für Versicherte im Kanton Genf, wo erwachsene Versicherte im Schnitt 1231 Franken pro Jahr sparen könnten. Auch in Basel-Stadt und Neuenburg könnte sich ein Wechsel der Versicherung besonders lohnen.
Weiter wies der Vergleichsdienst darauf hin, dass auch ein Wechsel des Krankenkassenmodells grosse Einsparungen bringen könnte. Bei alternativen Modellen wie Hausarzt, Telemedizin oder HMO seien die Prämien im Schnitt rund 20 Prozent tiefer als beim Standardmodell.
Vergleichsdienste buhlen um Kunden
Ein Wechsel ist noch bis Ende Monat möglich. Dabei muss bis zum 30. November die Kündigung bei der alten Kassen eingetroffen sein. Bei einem Kassenwechsel vertrauen viele Konsumenten auf die Vergleichsdienste, die detaillierte Prämienvergleiche anbieten.
Die beiden grössten, bonus.ch und comparis.ch, zeigen in der Standard-Suche aber nur jene Kassen an, von denen sie Geld erhalten. Für einen Überblick über möglichst alle Kassen muss die Ansicht gewechselt werden.
Auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat mit priminfo.ch einen Prämienrechner aufgeschaltet sowie Tipps zum Sparen und Musterbriefe für Kündigungen. Ohne Werbung kommt auch VZonline des VermögensverwaltungsZentrums aus. Daneben drängen mit dem werbefinanzierten Webportal moneyland.ch und mit dem werbefreien swupp.ch weitere Vergleichsdienste auf den Markt.