Die nationalistischen Töne in Donald Trumps Antrittsrede als US-Präsident haben in mehreren Ländern harsche Reaktionen ausgelöst, besonders in China. Die dortigen Staatsmedien warnten Trump in deutlichen Worten davor, einen Handelskrieg mit China anzuzetteln.
Würden Trumps Protektionismus-Pläne nun tatsächlich von einem «vorpräsidialen Bluff» in die Realität umgesetzt, werde das mit Sicherheit zu «globalen Tumulten» führen, schrieb die englischsprachige «China Daily» am Samstag in einem Leitartikel.
«America First», eine Parole, die der neue US-Präsident in seiner Antrittsrede am Freitag mehrfach wiederholt hatte, könne «leicht nach hinten losgehen». China und andere Nationen müssten gemeinsam versuchen, der neuen Regierung in Washington die Vorteile einer «aktualisierten und wünschenswerten» Version der Globalisierung zu verdeutlichen.
Auch warnte die Zeitung Trump davor, das «Ein-China-Prinzip» weiter in Frage zu stellen und zu versuchen, in Verhandlungen mit Peking die «Taiwan-Karte» zu spielen. Werde diese Grenze überschritten, könnten die Dinge schnell «schmutzig» werden.
Trump hatte in seiner Antrittsrede am Freitag einschneidende Veränderungen angekündigt. «Von jetzt an wird eine neue Vision dieses Land regieren. Von diesem Tag an heisst es: Amerika zuerst, Amerika zuerst», sagt er.
Isolation nicht wünschenswert
Der deutsche Vizekanzler und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sprach von «hoch nationalistischen Tönen» Trumps. Dessen Wahl sei das «Ergebnis einer schlimmen Radikalisierung in der amerikanischen Gesellschaft». Er warb für eine neue Wirtschaftsstrategie mit Asien: «Wenn die USA mit China und ganz Asien einen Handelskrieg beginnen, dann sind wir ein fairer Partner», sagte er im ZDF.
Sorgen vor neuen Handelsbarrieren in den USA macht sich Frankreichs Präsident François Hollande: «Wir sind in einer globalen und offenen Wirtschaft», sagte er. Es sei «nicht möglich, und es ist auch nicht wünschenswert, sich von der Weltwirtschaft isolieren zu wollen».
Der kanadische Regierungschef Justin Trudeau betonte, wohl in Anspielung auf Trumps Kritik am nordamerikanischen Handelsvertrag NAFTA, dass die USA und Kanada «solide Handels- und Investitionsbeziehungen und integrierte Wirtschaften» hätten. Diese unterstützten Millionen kanadischer und amerikanischer Jobs.
Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto erklärte auf Twitter, die nationalen Interessen seines Landes würden beim Umgang mit der neuen US-Regierung Vorrang haben.
Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe gratulierte Trump in einer Glückwunschbotschaft «von Herzen» zu seinem Amtsantritt. «Ich freue mich darauf, Hand in Hand mit Ihnen daran zu arbeiten, Frieden und Wohlstand der Asien-Pazifik Region sicherzustellen und verschiedene Herausforderungen, denen sich die internationale Gemeinschaft gegenübersieht, anzugehen», erklärte Abe.
Wandel bei Russland-Politik
Der slowakische Regierungschef Robert Fico hofft auf gute Beziehungen des neuen US-Präsidenten zu Russland. «Wenn das Verhältnis zwischen den Grossmächten ausgeglichen ist, gibt es mehr Stabilität auf der Welt», erklärte der Sozialdemokrat am Freitagabend gegenüber der Nachrichtenagentur TASR.
Falls Donald Trump seine diesbezüglichen Wahlkampfankündigungen wahr mache, könne sich der Wechsel im Präsidentenamt noch als etwas Positives erweisen.
Um Arme kümmern
Zum Amtsantritt gratuliert hat auch Papst Franziskus. Das Oberhaupt der katholischen Kirche forderte den neuen US-Präsidenten dazu auf, sich auch um die Armen zu kümmern. Er bete dafür, dass Trump sein Amt mit «Weisheit und Stärke» ausführen werde.
In einer Zeit «schlimmer humanitärer Krisen» hoffe er zugleich, dass Trumps Entscheidungen «von den spirituellen und ethischen Werten» geleitet würden, die die US-Geschichte geformt hätten.