Tschechiens Polizei ermittelt nach Tod von Palästinas Botschafter

Nach dem Tod des Botschafters Palästinas in Tschechien durch eine Explosion laufen die Ermittlungen in Prag auf Hochtouren. Ermittler und Sachverständige würden die Spuren vom Tatort auswerten, sagte eine Polizeisprecherin.

Polizisten und Feuerwehrleute vor der Residenz des Botschafters (Bild: sda)

Nach dem Tod des Botschafters Palästinas in Tschechien durch eine Explosion laufen die Ermittlungen in Prag auf Hochtouren. Ermittler und Sachverständige würden die Spuren vom Tatort auswerten, sagte eine Polizeisprecherin.

Der Diplomat Dschamal al-Dschamal war am Neujahrstag an seinen schweren Kopf- und Bauchverletzungen gestorben. Eine Obduktion ergab, dass der 56-Jährige an einem Schock nach Blutverlust starb. Ein Labor untersucht derzeit, welcher Sprengstoff den Diplomaten tötete.

Zu der Explosion kam es nach ersten Erkenntnissen der Polizei, nachdem Al-Dschamal in seiner Wohnung einen Tresor geöffnet hatte. Es könne sich um eine illegale Tresorsicherung handeln. Man arbeite intensiv mit einer Delegation palästinensischer Sicherheitsexperten zusammen, die in Prag eingetroffen sei, sagte die Polizeisprecherin.

Der Sprecher der palästinensischen Botschaft widersprach den Aussagen der Polizeisprecherin. «Nach unseren Informationen kann man davon ausgehen, dass es keine Diebstahlsicherung gab.» Der Safe sei «ziemlich alt» gewesen und Mitte der 1980er Jahre gekauft worden. Er habe kein integriertes Anti-Diebstahls-System gehabt.

Keine Anzeichen für Terrorismus

Auch Angaben des palästinensischen Aussenministers Riad Malki, wonach der Tresor über Jahrzehnte unbenutzt in einer Ecke gestanden habe, wies der Botschaftssprecher als falsch zurück. In den Safe sei regelmässig Geld für den täglichen Zahlungsverkehr der Botschaft abgelegt worden.

Es gebe keine Anzeichen einer Verbindung zum Terrorismus, betonte der tschechische Interims-Ministerpräsident Jiri Rusnok. «Es ist zuallererst ein unglückliches und tragisches Ereignis», teilte er mit. Der Familie des gestorbenen Diplomaten sprach Rusnok sein Beileid aus.

Nicht registrierte Waffen gefunden

In der Residenz von Al-Dschamal wurden Waffen gefunden. Ein Vertreter der Polizei erklärte am Donnerstag, er könne nicht genau sagen, um welche Waffen es sich handle. Was er sagen könne, sei, dass die Waffen nicht in Tschechien registriert seien.

Die Explosion war am Mittwoch kurz vor Mittag per Notruf gemeldet worden. Die Umgebung der Botschafterresidenz in Prag-Suchdol wurde weiträumig abgesperrt. Die Polizei war mit Spürhunden, Sprengstoffexperten und einem Helikopter im Einsatz.

Botschafterposten im Oktober bezogen

Wie ein Botschaftssprecher einem Radiosender sagte, befand sich die gesamte Familie al-Dschamals zur Zeit der Explosion in der Residenz. Eine Frau sei vor Ort von den Rettungskräften versorgt worden, nachdem ihr von den Explosionsdämpfen übel geworden sei.

Al-Dschamal hatte den Botschafterposten in Prag erst im Oktober übernommen. Die neuerbaute Residenz bezog er mit seiner Familie erst vor wenigen Tagen. Tschechien unterhält als Nachfolgestaat der Tschechoslowakei diplomatische Beziehungen zu den Palästinensern.

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