Tschechiens Präsident nach Schimpfwort-Eskapade in der Kritik

Mit einer Fülle von Schimpfwörtern während eines Radio-Interviews hat der tschechische Präsident Milos Zeman für reichlich Empörung gesorgt. Bis zum Dienstag gingen mehr als 150 Beschwerden beim tschechischen Rundfunkrat ein, wie Behördenchef Ivan Krejci sagte.

Tschechischer Präsident Milos Zeman (Archiv) (Bild: sda)

Mit einer Fülle von Schimpfwörtern während eines Radio-Interviews hat der tschechische Präsident Milos Zeman für reichlich Empörung gesorgt. Bis zum Dienstag gingen mehr als 150 Beschwerden beim tschechischen Rundfunkrat ein, wie Behördenchef Ivan Krejci sagte.

Der Mitschnitt des am Sonntag vom Radiosender Cro1 ausgestrahlten Gesprächs war auf der Website www.rozhlas.cz nachzuhören und die Abrufzahlen sprengten nach Angaben eines Sprechers des Senders sämtliche Rekorde.

In dem Gespräch mit dem Journalisten Jan Pokorny bezeichnete Zeman die Frauen hinter Russlands oppositioneller Punk-Gruppierung Pussy Riot als «Huren». Für das englische Wort Pussy bemühte der 70-jährige Altlinke die wohl denkbar vulgärste Übersetzung und wiederholte sie mehrfach. Der amtierenden Mitte-links-Regierung warf Zeman vor, ein neues Gesetz «verschissen» zu haben.

Der im Januar 2013 als erster tschechischer Präsident direkt gewählte Staatschef war mit seinem Alkohol- und Zigarettenkonsum schon früher kein Kind von Traurigkeit. Nach dem jüngsten Ausfall von Zeman war die Empörung dennoch gross.

«Das untergräbt das Präsidentenamt, ist ein schlechtes Beispiel besonders für junge Menschen und hilft auf keinen Fall unserem Ansehen im Ausland», sagte Regierungschef Bohuslav Sobotka. In einem offenen Brief an die Präsidentschaft fragte am Montag Marek Vyborny, der Direktor eines Gymnasiums im zentral gelegenen Pardubice, wie er seinen Schülern die Wortwahl des Präsidenten erklären solle.

Entschuldigung abgelehnt

Ein Sprecher von Zeman lehnte eine Entschuldigung ab. Der Staatschef habe mit seiner Wortwahl lediglich auf die vielen Schimpfwörter im politischen Betrieb hinweisen wollen.

Einige Kommentatoren werteten die Wortwahl dagegen als Versuch, einen anderen Aufreger vergessen zu machen. Über eine kürzliche Reise nach China hatte Zeman gesagt, er sei nach Peking gereist, um «zu lernen, wie man die Gesellschaft stabilisiert».

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