Immer wieder gab es Gerüchte über den Tod des „russischen Staatsfeindes Nummer 1“, den tschetschenischen Rebellenführer Doku Umarow. Jetzt behauptet erstmals eine islamistische Quelle, der Terror-Chef und selbsternannte Emir des Kaukasus sei gestorben.
Umarow gilt als Drahtzieher schwerer Bombenanschläge in Russland mit Dutzenden Toten. Er sei den Märtyrertod gestorben, berichtete die in Russland gesperrte Website kavkazcenter.com am Dienstag. Umarow wird auch von den USA international gesucht.
Ein Sprecher des russischen Nationalen Anti-Terror-Komitees bestätigte den Tod Umarows nicht. Es gebe immer mal wieder Meldungen über Umarows Ende, sagte der Sprecher der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti in Moskau. Allerdings war dies der erste entsprechende Bericht auf einer Islamisten-Website.
Zuletzt hatte der Kreml-treue tschetschenische Republik-Chef Ramsan Kadyrow Umarows Tod verkündet. Darauf hätten abgehörte Telefonate von Terroristen hingedeutet. Es fehle nur noch seine Leiche, hatte Kadyrow gesagt. Auch auf diese Äusserungen hatten russische Geheimdienste zurückhaltend reagiert.
Kadyrow forderte nun die russischen Behörden auf, doch anzuerkennen, dass Umarow ausgeschaltet worden sei. Der Terrorist sei bereits vor Monaten bei einem Anti-Terror-Einsatz getötet worden, sagte er der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. „Nun haben diese Ratten das selbst bestätigt. Was brauchen die Geheimdienste und Medien noch, um an den Tod zu glauben?“, sagte Kadyrow.
Russische Regierung skeptisch
Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew hatte in der Vergangenheit diesbezüglich vor voreiligen Schlüssen gewarnt. Solange nichts erwiesen sei, müsse Umarow als lebendig angesehen werden.
Zuletzt gab es bei Terroranschlägen in Wolgograd im Dezember mehr als 30 Tote. Die Selbstmordattentäter hatten sich auf Umarow berufen. Der Terroristenführer selbst hatte gedroht, die ersten russischen Olympischen Winterspiele zu verhindern. Bei den Spielen in Sotschi blieb es im Februar allerdings ruhig.
Umarow wurde viele Jahre als „Staatsfeind Nummer eins“ in Russland bezeichnet und wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Sein Einfluss galt angesichts auch von Meldungen über schwere gesundheitliche Probleme und wegen Spaltungen innerhalb der islamistischen Gruppierungen aber zuletzt als geschwächt.
Gottesstaat im Kaukasus
Über Jahre hatte Umarow dem Kreml eine „barbarische Besatzungspolitik“ im Nordkaukasus vorgeworfen. Die Islamisten streben nach einem von Moskau unabhängigen islamischen Gottesstaat, einem Emirat, in dem Konfliktgebiet.
In der bergigen Vielvölkerregion kommt es immer wieder zu blutigen Gefechten zwischen Extremisten und Kreml-treuen Einheiten – dies seit das Zarenreich im späten 18. Jahrhundert den Kaukasus in seinen Machtbereich einzugliedern versuchte, was erst nach knapp hundert Jahren, zumindest auf dem Papier, gelang. Seither brodelt es.
Umarow hatte sich unter anderem zum Attentat auf die Moskauer U-Bahn 2010 und im Flughafen Domodedowo 2011 mit insgesamt fast 80 Toten bekannt.
Im Sommer vergangenen Jahres hatte er sich nach anderthalbjähriger Pause zurückmeldet und drohte wieder blutige Anschläge auf Zivilisten an. Dass er im Februar 2012 ein Ende der Anschläge angeordnet habe, sei ein Fehler gewesen, hatte der damals 49-Jährige gesagt. Dies sei vom Kreml „als Schwäche und nicht als Zeichen guten Willens“ wahrgenommen worden.